Vladimir Nabokov (The Enchanter)
„She might be a little introverted, livelier of movement than of conversation, neither bashful nor forward, with a soul that seemed submerged but in a radiant moistness. Opalescent on the surface but translucent in her depths …“
Goethes Faust (tritt an Gretchens verlassenes Bett):
Was fasst mich für ein Wonnegraus!
Hier möcht ich volle Stunden säumen.
Natur! Hier bildetest in leichten Träumen
Den eingebornen Engel aus;
Hier lag das Kind! Mit warmem Leben
Den zarten Busen angefüllt,
Und hier mit heilig reinem Weben
Entwirkte sich das Götterbild!
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Lolita-Fantasien sind nicht nur ein Phänomen westlicher Männer und in Japan wird darüber recht offen debattiert. Doch der kulturelle Hintergrund ist sehr verschieden und die Beurteilung von Erotik und Sexualität geschehen in Japan nach ganz anderen Kriterien. Wenn auch die Realität sich hier außerhalb von Literatur und Schwärmerei anders darstellt, so ranken sich doch viele Mythen um den Zauber der Japanerinnen. Bernhard Kellermann schwärmte nach einer Begegnung einst „Sie kokettierte mit einer Anmut, die eine Europäerin nie erreicht.“ (Ein Spaziergang in Japan, 1910). Eine bis heute zutreffende Bemerkung über unvergleichliche japanische Grazie und Eleganz (und über die Emanation einer faszinierenden Melange aus Liebreiz und Laszivität – behauptet der Autor, der hier in Japan verheiratet ist 🙂 ). Einige Spezifikationen muss jeder Fremdling hier selbst erkunden, doch wer nur einmal in den japanischen Zauber dieser Frauen eintauchte, wird dies nie wieder missen wollen. Besonders kulturvollen Charme zeichnet traditionell eine Geisha (芸者 „Person der Künste“) aus, die als Begleitung und künstlerische Unterhaltung (ohne weitergehende Ansprüche) für zahlungskräftige Kunden gebucht werden kann. Berühmt und begehrt sind die Geishas in Kyotos jahrhundertealtem Ausgehviertel Ponto Cho, ein auch in der Homosexuellenszene beliebter Ort, sowie diejenigen von Hakone.
Die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern sind im modernen Japan recht entspannt und die heranwachsenden Mädchen sind in Puncto Liebe relativ wenigen Zwängen unterworfen – anders als in katholischen oder gar in islamischen Ländern und ganz besonders abstoßend in rückständigen Kulturen, in denen Mädchen als Kinder verheiratet, unter Verhüllung versteckt oder durch Beschneidung verstümmelt werden. Ihren Körpern und ihrer Gesundung sind die Japaner traditionell positiv zugeneigt und sie gönnen ihnen in den herausragenden Onsen (https://japoneseliberty.com/2017/11/12/onsen/) regelmäßiges Labsal. Sie peinigen sich weder durch Diät- noch Bio-, Öko-, Ernährungsfanatismus und haben daher (anders als z.B. die Deutschen, die sich von einer großmäuligen Bio-/Öko-Szene vorführen lassen) schöne Gesundheitsquoten und eine beneidenswerte physische Lebensqualität/-dauer.
Zärtlichkeit und Liebkosungen in der Öffentlichkeit sind verpönt, doch recht offen und vielleicht deutlicher sichtbar als in anderen Ländern der freien und entwickelten Welt gibt es in Japan viele Spielarten von zärtlicher Erotik bis zu stumpfem Sexismus, die geschäftlich ausgenutzt werden. Die pornografische Unterhaltungsindustrie Japans zählt zu den umfangreichsten und schillerndsten der Welt und als Age of Consent gilt hier das Alter von 13 Jahren, das niedrigste in der westlich entwickelten Welt – was selbstverständlich nur unter sichtlich einigermaßen Gleichaltrigen toleriert wird. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, dass jeden Januar 成人の日/Seijin no Hi gefeiert wird, der Coming of Age-Day der jungen Japaner, die von diesem Tag an wählen können oder offiziell Tabak und alkoholische Getränke genießen dürfen (in den Izakaya, wenn sich dort junge Leute treffen, prüft natürlich kaum jemand das korrekte Alter nach) – diese Zeremonie wird übrigens für die jungen Leute abgehalten, die in solchem Jahre 20 werden; das Hochzeitsalter wiederum liegt neuerdings bei 18 (früher 16) …
Wer eine Weile in Japan lebt, kennt nicht nur den kräftezehrenden, langen Arbeitsalltag, sondern bekommt irgendwann auch (das offene Geheimnis) mit, dass zwischen vielen japanischen Paaren relativ bald schon, vielleicht nachdem der Reiz des Neuen verflog, das flackernde Feuer des Eros erlischt und beide sich anderen Interessen zuwenden. Wahrscheinlich ist es also in der Realität unter Japanern so, wie man unter engen Bekannten und Freunden bespricht oder anonym auf diversen Blogs gepostet wird, dass das Sexualleben eines Paares spätestens nach der Geburt der Kinder zum Erliegen kommt. Abwechslung wird sicherlich nicht nur in Pornografie, sondern häufig in Affären aller Art gesucht, davon zeugen zum Beispiel spezielle Massagesalons oder Unterhaltungsbars in besonderen Vierteln der Großstädte, viele Online-Portale, sowie die überall vorhandenen Stundenhotels (auch Liebes-, Fashion-, Boutiquehotels genannt https://t1p.de/2w1c), in denen man für 3 Stunden o.a.m. absteigen, sich mit seiner Liebschaft vergnügen und hernach wieder seiner Wege gehen kann. Die flammende Faszination japanischer Schönheit knistert besonders verführerisch zur Abendstund‘, wenn man aneinander Gefallen findet und die Dämme der Zurückhaltung geflutet werden. Die Schwierigkeiten des Kennenlernens und einige Besonderheiten wird der (abendländische) Neuling hier selbst erkunden müssen, wie zum Beispiel die Besonderheit der japanischen Sprache oder das Vermeiden direkter Augenkontake, obschon japanische Frauen meisterhaft sind im Registrieren und Ignorieren dessen, was um sie herum vorgeht.
In der Meiji-Periode (明治時代 1868 – 1912) und während der amerikanischen Besatzungszeit (bis 1952) gab es ernsthafte Bemühungen, die Prostitution, die in Japan eine sehr lange zurückreichende Tradition hat – 売春/Baishun ist nur eines der Worte, in Japan wird dieses Geschäft ohnehin etwas anders bewertet als im christlich geprägten Westen – schärferen Gesetzen zu unterwerfen (ein Ergebnis war das Prostitution Prevention Law von 1956). Was viele Japaner und die amerikanischen Soldaten nachweislich ignorierten. Wichtig ist in Japan wohl nicht das Verbot der Prostitution an sich, sondern das Heraushalten derselben aus der sichtbaren Öffentlichkeit. Besonderes Augenmerk wird natürlich auf den Schutz minderjähriger Mädchen gelegt, die aus Schwärmerei, Naivität oder Eigennutz verschiedenen Moden folgen und zum Beispiel gern als japanisches Idol oder Talent berühmt werden wollen. Ab und an gibt es anhaltende Kontroversen nach skandalösem Missbrauch oder spektakulären Vorfällen in dieser Szene (Ende 2018 beging eine als Japanese Idol bekannt gewordene junge Frau Suizid). Oder es wird über kulturellen Niedergang bestimmter gesellschaftlicher Schichten diskutiert, wenn sich hübsch geschminkte Highschoolschülerinnen von älteren Männern aushalten lassen.
Die rund um die Uhr überall verbreitete Manga- und Popkultur streicht jugendliche Frische und weiblich-kindliche Schönheit heraus – was auch in Deutschland nicht unbekannt sein dürfte, zählen doch bis heute die Verfilmungen von „Schulmädchen-Report“ zu den meist gesehenen (der erste Teil gehört gar bis heute zu den erfolgreichsten deutschen Kinofilmen). Ein ganz besonderer Kult um Kind-Frauen, Lolitas, lässt sich also nicht ausschließlich an Japan festmachen, wenn sich auch eine solche Sichtweise aufzudrängen scheint, betrachtet man z.B. die Zeitschriftenauslagen mit Mangas und verschiedenen Magazinen, die selbst in den kleinen 24Stunden-Läden (Konbini/コンビニ) ausliegen und deren Fotos und Zeichnungen von jungen Mädchen erotisch konnotiert erscheinen (Mädels&Jungs werden aber auch häufig in Superhelden-Posen dargestellt). Ebenso wenn das nahezu ausschließlich männliche Publikum beim Auftritt von Mädchen-Bands (Idol- oder Talent-Wettbewerbe finden regelmäßig statt) ein begeistertes Wolfsgeheul anstimmt, spürt man förmlich die hormonelle Ekstase …
Die Tätigkeit junger Mädels als Miko/巫女 (Shrine-Maiden) an den Shinto-Schreinen hat nochmal eine urtümlichere Bedeutung, da im Shinto traditionell ledige, jungfräuliche Mädel als kultisch am reinsten zur Durchführung von Lobpreisungen/Fürbitten an die Gottheiten gelten (vgl. dazu auch die antiken römischen Vestalinnen oder Priesterinnen der mykenisch-hellenischen Göttin Artemis). Dies wird heutzutage gerne von Highschool-Schülerinnen übernommen als アルバイト (Arubaito, deutsch. Lehnwort, Bezeichnung für nicht besonders gut bezahlte, ungelernte Tätigkeit) oder Volontariat.
Die Bezeichnung Lolita deutet auf eine kulturell westlich entlehnte Sichtweise, erinnert grob an bestimmte Aspekte einer Romanfigur bei Nabokov, der am deutlichsten in seinem Büchlein „Der Zauberer“ (Enchanter) die Leidenschaft eines gestandenen Mannes auf ein (Schul-) Mädchen beschreibt. Solche und mehr Obsessionen gibt es sicherlich auch in Japan, doch sind diese hier ebenso kriminell wie in anderen entwickelten Ländern (Sex gegen Bezahlung ist hier übrigens auch illegal, s.o. 1956).
ロリータ・ファッション (Lolita-Fashion) wurde in Japan zu einer Moderichtung in der Bekleidungsindustrie und viele Geschäfte nutzen in den Großstädten junge Mädchen als Werbeträger. Diese an Rokoko angelehnte und farbenfroh schöne (vielleicht im Gegensatz zur eintönigen Schuluniform?), doch eher geschlossene Kleidung, wird aber auch als Gegenmode zu einem weitaus freizügiger gestalteten Look angesehen.
Schlussendlich finden sich hier in Japan keine Sextouristen ein und auch wohlhabende Herren, die sich die Zeit ihrer Pension mit einer jüngeren Gespielin versüßen mögen, lassen sich an einigen Stränden Asiens treffen (besonders Thailand https://japoneseliberty.com/2019/03/07/asien-von-israel-bis-japan/), nur nicht an japanischen. Sicherlich muss für die Sicherheit und Unversehrtheit von Kindern und Jugendlichen gesorgt werden, doch es handelt sich nach meinem Dafürhalten beim herausgestrichenen Lolita-Phänomen in Japan eher um eine bestimmte Moderichtung und nicht um einen ausufernden Lebensstil, der die Grundlagen der Gesellschaft zu zerstören drohte, wenn auch von verschiedener Seite immer wieder Warnungen erklingen, die man beachten sollte …
Exposing the Dark Side of Being a Japanese Idol and the Japanese Entertainment Industry
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3 Kommentare zu „Japan. ロリータ – Lolita (Fantasie und Realität)“