„A living philosophy must be able to understand actuality.“ Kuki Shûzô
„If you wish to keep your word and also to fulfill your gimu (義務 – beinhaltet die rechtschaffene Erfüllung seiner Pflichten in Respekt zu seinen sozialen Beziehungen) you must carefully consider at the outset whether you can accomplish it or not. If you tie yourself to unwise obligations, you may find yourself in a position where you can neither go forwards nor backwards. If you are convinced that you cannot possibly keep your word and maintain righteousness (fulfillment of gimu), you had better abandon your engagement at once.“ Imperial Rescript to Soldiers and Sailors, given by the Emperor/Tenno Meiji 1882 (Quote: Ruth Benedict Chrysantemum and Sword. Patterns of Japanese Culture https://t1p.de/7u7w ).
In diesem faszinierenden Land existieren Widersprüche, die sich schwierig erklären lassen und es kann dunkle Aspekte offenbaren, deren Wurzeln lange zurück reichen, länger noch als in die über 200 Jahre dauernde Zeit japanischer Abschließungspolitik gegenüber dem Rest der Welt – Sakoku 鎖国 (17.-19. Jhd). Shinto oder Zen-Buddhismus in Japan besitzen keine heiligen Bücher oder Dogmen; andere Religionen haben kaum Bedeutung – verschiedene buddhistische Strömungen existieren gleichwertig nebeneinander, kleinere asiatische Kulte, Christentum verhältnismäßig wenig, Islam oder Hinduismus auch sehr begrenzt und Juden gibt es ebenfalls nur wenige. Die ethnische und linguistische Vielfalt Japans vom alten Ryūkyū-Reich Okinawas im Süden bis zu den Ainu oben im Norden ist zwar immens. Über Jahrhunderte aber bildeten vor allem die Japaner der Hauptinsel Honshu ihren so einzigartigen Kulturkreis heraus, in den nur jemand einzudringen vermag, der Historie, Linguistik und Literatur des Landes kennenlernt. Ihnen wirklich nahezukommen, ist äußerst schwierig, zumal sie gute Fähigkeit darin besitzen, öffentlich und privat unterschiedliche Masken und Stimmungen zu offenbaren.
Der gesamte Text, aus dem die oben zitierten Worte des Meiji-Tenno stammen – ein Traktat, das im modernen Japan nahezu vergessen ist – wurde zu seiner Zeit und noch lange danach, bis ins 20. Jahrhundert hinein, heilig gepriesen. Man sollte hierzu bedenken, dass der Persönlichkeit, der Figur des Tenno in Japan eine außergewöhnlich hohe Bedeutung zukommt – vielleicht weniger für die praktische Politik, aber doch sehr für das Bewusstsein. Das wurde vielen Leuten aus westlichen Kulturen zum ersten Male durch die bekanntgewordenen Ereignisse im September 1945 bewusst, als japanische Soldaten, die bereit gewesen waren nötigenfalls auch mit Bambusspeeren gegen die Amerikaner bis zum Tode zu kämpfen, sofort Waffen und Feindseligkeiten fallenließen, nachdem Tenno öffentlich die Kriegsniederlage Japans und die Einstellung aller Kampfhandlungen verkündete und dieselben fanatischen Krieger nun die amerikanischen Militärs respekt- und ehrenvoll in ihrem Land als militärische Sieger begrüßten. Nicht nur japanische, sondern auch die Kriegsführung anderer asiatischer Länder hat dem Westen in einigen Auseinandersetzungen besondere Lektionen erteilt – ganz speziell der U.S.A. im Pazifikkrieg, in Korea und Vietnam. Die Unterschiede in der jeweiligen Praxis nach ihren strategischen Lehren (zum Beispiel nach Clausewitz, Miyamoto oder Sun Tsu) sind hier ebenso groß wie die zwischen Schach und Go.
Die Worte des früheren Tenno aus dem oben erwähnten Text enthalten alles, was die Japaner als Brücke zwischen dem alten, feudalistischen Japan der Edo-Zeit und dem Aufbruch in die Neuzeit akzeptierten. Dieses denkwürdige Manuskript beschreibt wichtige Regeln darüber, wie man ehrenvoll seinen Pflichten nachkommen solle und nicht allein seine persönlichen, familiären Ambitionen und Obligationen (Giri 義理) erfüllt. Es beinhaltet eigentlich Vorschriften an Dienstmänner (Soldaten&Seeleute u.a.m.) und Beamte, doch jene Worte erlangten schon bald eine so große Bedeutung, dass sie feierlich in Schreinen aufbewahrt und an nationalen Feiertagen öffentlich verlesen wurden – es soll sogar Selbsttötungen aus Scham/Achtung gegeben haben, wenn ein zum Vortrag Auserkorener eine Zeile falsch gelesen hatte (japanische Schrift ist selbst für Japaner nicht immer einfach zu lesen). Ein solcher Suizid/Harakiri 腹切りwird nicht etwa nur mit Bedauern aufgenommen, sondern auch als probates Mittel betrachtet, einen noblen Tod zu sterben, um das Ansehen des Namens zu bewahren. Dies ist historisch angelehnt an die rituelle Selbsttötung von Samurai (Seppuku 切腹) aufgrund einer Verfehlung oder ausweglos schlimmen Situation, was zur Offenbarung der Reinheit ihrer Seele diente. Nach japanischem Glauben liegt diese im Bauch, der während solch blutigem Ritus aufgeschlitzt wird – zur Beförderung eines schnellen Todes wird beim Harakiri der Samurai die Baucharterie perforiert beziehungsweise wurde bis zum Ende der Edo-Periode (als den letzten Samurai das Tragen und Führen von Schwertern verboten wurde) von einem Vertrauten nach dem Öffnen der Bauchhöhle zur Verhinderung eines längeren schmerzhaften Todeskampfes der Kopf abgeschlagen.
Die ersten Adelsfamilien übernahmen im 6. Jahrhundert den vorwiegend über China (damals die mit Abstand führende Kulturnation, an der sich alle umliegenden Länder orientierten) und Korea eindringenden Buddhismus und Japan entwickelte sich zu einer großen buddhistischen Nation mit spezifischer Ausprägung in shintoistischer Tradition. Es ist nicht nur so dahingesagt, dass in dieser Kultur einzigartige Ästhetik gepflegt wird und die japanische Gesellschaft in verschiedener Hinsicht unvergleichlich ist – die soziale Schichtung beispielsweise, obschon es auch arm und reich gibt, ist hier augenscheinlich erheblich geringer gestaffelt als in so wohlhabenden Ländern sonst üblich (das war bis zum Ende der Edo-Periode und bis ins 20. Jahrhundert hinein noch ganz anders). Im Gegensatz zu Deutschland beispielsweise, erlaubt sich in Japan kaum ein hochgestellter Politiker die Schwäche einer durch übermäßiges Essen erworbenen Fettleibigkeit, denn Japaner würden mit ihrer ganz offenen Eigenheit genau darauf hinweisen, wenn es zu Sparsamkeitsforderungen an das Volk käme. Das westliche Konzept von Schuld und Sühne, sowie Leben nach dem Tod oder Himmel&Hölle spielen hier keine Rolle und der japanische Alltag vor seinem so einzigartigen kulturellen Hintergrund enthält eine Fülle von ungeschriebenen Regelungen zu Ethos und Moral sowie faszinierende hierarchische Abstufungen, die ein Zugereister auch nach Jahren nur schwer zu durchschauen vermag.
Ein für alle Japaner sehr wichtiges Gespür für Fairness ist auf allen Ebenen sehr wichtig, Geschenke unter Verwandten und Freunden beispielsweise werden mit Geschenken in vergleichbarem Werte vergolten. Die Leute hier sind recht empfindlich, sie haben ungemein hohe Sensibilität in vielen Bereichen, was das Leben hier auf der einen Seite sehr ausschmückt; wenn sie sich auf der anderen Seite aber unfair (ずるい zurui) behandelt fühlen, dann kann die Stimmung auch kippen. Innige selbstlose Freundschaften in abendländischem Sinne sind daher den Japanern vielleicht fremder als den Deutschen, wogegen der Respekt aller Menschen untereinander hier viel ausgeprägter erscheint. Japaner sind durchaus zu loben für buddhistische Gelassenheit und Höflichkeit, allerdings können sie auch sehr starr oder trotzköpfig sein und in manchen Situationen schon mal die Kontrolle verlieren. Überdies gibt es ein historisch-kulturell entwickeltes Verständnis dafür, in jemandes Schuld zu sein – man sollte bei der Betrachtung Japans nicht vergessen, dass in diesem Lande recht spät die Moderne Einzug hielt und bis ins 19. Jahrhundert Clan-Verhältnisse und ihre Abhängigkeiten viele Dinge dominierten. Es wird im Übrigen eingeweihten Beobachtern bald klar, dass speziell von Manchen aus den oberen und gebildeten Kreisen dieses Landes eine gewisse Ablehnung fremder Sitten traditionell gepflegt wird (etwas, das meiner geliebten Ehefrau Mayu zum Glücke fremd ist 🙂 ).
Wie sexuelle Veranlagung und diverse Vorlieben, ist auch die religiöse Ausrichtung von Japanern Privatangelegenheit, solange sie keine öffentlich relevanten und politisch wichtigen Angelegenheiten betreffen. Dem modernen Japaner ist so manche religiöse Ausrichtung eher suspekt und geistliche Würdenträger des Buddhismus beispielsweise müssen sich schon manchmal die Frage gefallen lassen, was denn das buddhistische Konzept von Bedürfnislosigkeit beinhalte im Lichte ihres zur Schau gestellten Wohlstandes. Psychopathen und Gewalttäter sollten kaum Entgegenkommen oder Gnade erwarten – verantwortliche Vertreter der Aum-Sekte, apokalyptische Mystiker, beispielsweise wurden nach den tödlichen Anschlägen 1995 selbst nach Ausschöpfen aller Rechtsmittel konsequent nach Jahren noch hingerichtet, die letzten von ihnen 2018 (ja, in Japan gilt noch die Todesstrafe, wird aber eigentlich nicht mehr vollzogen, nur eben in einem solchen Fall). Der Shintoismus aus der Nachbarschaft ist da eher volksnah, da die Leute es seit vielen Generationen gewohnt sind, ihre Gaben an den wichtigen Feiertagen am lokalen Schrein zu opfern und das Gemeinsame wie an O’Mikoshi die Leute aus der Nachbarschaft eher zusammenschweißt (https://t1p.de/mxcn). Es ist also verständlich, dass Shinto in Japan traditionell durch alle Schichten erfolgreich ist, weil hier auch Menschen einander anspornen können, die sonst nicht so viel Erfolg im Leben hatten.
Die Landschaft ist von besonderer Naturschönheit und ätherischer Ausstrahlung geprägt und Japans Einwohner offenbaren ebenso einen robusten Pragmatismus des alltäglichen Lebens, wie sie Ästhetik und faszinierende Bildungskultur pflegen. Beispielsweise beobachtete ich in einem Park einen sehr gut gekleideten Mann, der zur Mittagszeit aus einem nahegelegenen Bürogebäude kam und sein Lunchpaket mitgebracht hatte – als er merkte, das er seine Hashi/箸 vergessen hatte, ging er zu einem Strauch, knickte sich zwei Zweiglein ab, reinigte sie oberflächlich und benutzte diese. Der japanische Stolz zeigt sich nicht etwa in der Rückschau auf berühmte Samurai oder erfolgreiche Fürsten der Edo-Periode, sondern beruht auf dem Erfolg der Moderne. Für das moderne Japan gilt: Samurai (seit der Edo-Periode eine kleine aber mächtige Gruppierung) tragen heute statt des Kimono einen guten Anzug, statt des Katana eine Aktentasche und die traditionelle Haartracht wich der modernen Gel-Frisur.
Laut einer Erhebung von 2017 (Global Perceptions) ist Japan das Land mit den am besten gebildeten Bürgern. Es wäre freilich falsch, sich seine Bevölkerung sämtlich als universal gebildete oder Bücher schmökernde Intellektuelle vorzustellen und die japanische Landbevölkerung erscheint in ihrem Misstrauen gegen fremde Einflüsse nicht so unterschiedlich zur deutschen. Ihre kulturellen Schwerpunkte sind allerdings sehr verschieden, wie sich dem Besucher im Gespräch schnell erschließen kann. Die Kommunikation mit Japanern ist übrigens auch deshalb begrenzt, da fast niemand von ihnen eine andere Sprache als Japanisch benutzt. Ihre herausragenden Leistungen nicht nur in der Literatur und anderen Künsten, sondern auch in der Architektur, auf verschiedensten Forschungsgebieten und besonders in den Naturwissenschaften sind allerdings schon bemerkenswert. Gerade in den MINT-Fächern hängen japanische Studenten ihre deutschen Altersgenossen um Längen ab, wie wir aus Erhebungen wie TIMMS erkennen, wo die Japaner ganz oben an der Weltspitze mitmischen, während die Deutschen unter Ferner liefen … zu suchen sind. Das war noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts anders, als Deutschland zu den führenden Wissensnationen gehörte; inzwischen aber geben seine Politiker vor, sich mehr um spekulative Probleme wie globalen „Klimaschutz“ kümmern zu müssen, sodass weniger Gaben geschweige Kompetenzen für das eigene Land zu Nutzen bleiben. In Japan dagegen, mit seiner hohen Lebensqualität und faszinierenden Kultur, ist die Sorge um das Wohl des Landes bei den Politikern glaubhaft und spürbar – somit hat man hier in diesem faszinierenden Inselstaate wenig für westliche Vorstellungen über Veganismus, Feminismus, Klimaschutz o.a.m. übrig. Die Arbeitsdisziplin erscheint übrigens hier im großen Ganzen nach meinen Beobachtungen erstaunlich und lässt sich mit wenig vergleichen, das ich von anderen asiatischen Ländern geschweige denn von Europa erinnere – Freitag ab Eins macht jeder seins? Vielleicht in DE 😉
Gute Bildung bedeutet nicht automatisch soziale Güte und wie in jeder menschlichen Gemeinschaft lassen sich hier natürlich auch Soziopathen und Kriminelle finden. Allerdings erscheint in Japan die Gefährdung von Menschen durch Verbrechen verschwindend gering und eine lästige Kleinkriminalität oder großmäulig-gewalttätiges Auftreten von Jugendbanden oder Dealern, wie ich sie von Stadtvierteln wie Friedrichshain-Kreuzberg aus Berlin kenne (Diebstähle, Einbrüche, Raub, Drogen-, Gewaltdelikte etc. https://t1p.de/jllf) ist so gut wie nicht existent, so wenig wie Parallelgesellschaften, welche die einheimische Kultur oder ihre Gesetze verachten. Die kulturelle Fallhöhe Deutschlands zu Japan ist hier enorm, wie ich auch aus eigener Erfahrung aus meinem früheren Kiez in Berlin berichten kann. Es ist allerdings durchaus möglich, dass man in JP an sogenannte たかり (Schlitzohren, Abgreifer) geraten kann, die schnell bereit sind Geschäfte zu vermitteln und gern dein Geld ausgeben, wenn du dich allzu spendabel zeigst. Von kriminellen Gewalttätern oder gar Schusswaffen hat man hier andererseits nur wenig zu befürchten (nur manchmal erwischt es sogar hier hoch angesehene Persönlichkeiten wie Abe https://t1p.de/z6qsj).
In der Regierung der politischen Gruppierung (im Westen als Liberal-Demokraten bekannt) 自民党 Jimintō, die in wechselnden Koalitionen seit einem halben Jahrhundert das Land regiert, ist auch Korruption nicht nur ein Fremdwort, wie es hin und wieder Skandale aus dem öffentlichen Sektor anzeigen. Es ist in einer vom Klatsch verwöhnten japanischen Öffentlichkeit nicht ungewöhnlich, wenn bekannte Persönlichkeiten, Celebrities aus der TV-Talente-Show-Szene oder auch Politiker, die korrupter Machenschaften verdächtig oder überführt sind, öffentlich Abbitte tun und hernach sämtliche Aspekte ihrer Verfehlungen zur Sprache kommen. Eine dunkle Seite des Landes zeigt sich hier manchmal, die erschreckende Abgründe offenbart und dem Beobachter zeigt, dass die Zeit der Kriege und Clanwirtschaften noch gar nicht so lange her ist. Die Lebenserfahrung zeigt hier gerade Zugereisten wie mir, dass sich die Leute untereinander in Gruppen verlinken, sich gegenseitig stützen und Verbindungen knüpfen, die in vielem an alte Yakuza-Praxis erinnern – eine Lebens- und Geschäftsart, die wohl bis in die Kreise höchster Politik reicht (借りは返すものです – ungefär: Du solltest diesen alten Gefallen nun zurückzahlen …). Andererseits ist allerorten eine soziale Fürsorge zu beobachten, die in Deutschland relativ selten wurde und es ist normal, wenn die Leute hier vor ihren Häusern die Straßen reinigen, Unkraut entfernen oder an den Strandwegen den herangewehten Sand mit den reichlich bereitgestellten Schaufeln/Schiebern hinwegzufegen.
Wie ein böser Geist kommt auch manchmal die gewalttätige Vergangenheit Japans in den Taten von Psychopathen zum Vorschein, wie es in einigen Filmen dargestellt wird (Takeshi, Hana Bi https://t1p.de/4iy2 u.a.m.). Wer nicht einige Jahre hier lebte oder die Realität ignoriert, wird nur schwierig einsehen können, wie viel an Gewalt und welcher Mangel an Liebe in einer solch faszinierenden Gesellschaft doch stecken können. Auch dem Phänomen der Hikikomori ひきこもり, die in nahezu völliger sozialer Isolation leben (nicht wenige sterben auch vor ihrer Zeit, sei es durch Suizid oder anderes), meist nur von den Eltern versorgt werden und die sich den Herausforderungen des Lebens nicht mehr zu stellen bereit sind, wird inzwischen nicht mehr nur psycho-soziale, sondern auch mediale Aufmerksamkeit zuteil (man sagt, es seien mehr als 1 Mio Menschen betroffen).
Alles in Allem bleibt die Existenz hier zwar schwierig und teuer, doch Japan ein hoch entwickeltes Land mit bezaubernder Natur und gefährlichen Naturgewalten (https://t1p.de/p1cb), in welchem Greenpeace o.a. „Retter“-Organisationen nichts verloren haben, FridaysforFuture keine Rolle spielt, über Schauspieler und Aktivisten wie Svante&Greta Thunberg gewitzelt wird (besonders seit deren Atlantiktour mit einer Yacht aus dem Segelklub der Milliardäre von Monaco, wofür ein halbes Dutzend Transatlantikflüge der Segler nötig waren https://t1p.de/by00) und eine „Grüne“ Partei im Parlament nicht zu finden ist – alles in allem ein kulturvoll stimmiges Gegenbild zu den immer hysterischer klingenden Verlautbarungen aus der westlichen und ganz besonders der deutschen Politik- und Medienlandschaft.
In keinem anderen Land, in dem ich bislang unterwegs war, gelebt, studiert oder gearbeitet habe, erfuhr ich ein so hohes Maß an Freizügigkeit, Ästhetik und Schönheit, aber auch an Fremd- und Verschrobenheit sowie Misstrauen. Zwar lastet auf den heranwachsenden Generationen ein großer gesellschaftlicher Druck, doch als jemand, der die Gesetze achtet und niemandem auf der Tasche liegt, wird man in keiner Weise bedrängt. Niemand entbietet gleich seine Zuneigung, es überwiegt galante Distanziertheit, die Leute der Nachbarschaft zeigen freundlich-höfliches Interesse und als angenehm empfinde ich es, dass die Japaner nicht so viel reden und dir generell niemand auf den Senkel geht. Wenn man sie direkt anspricht, dann tun sie alles, was in ihrer Macht steht, um dir zu helfen, aber es lässt sich auch konstatieren, dass sie dich meiden und nichts mit Fremden zu tun haben wollen. Was ich nicht nur akzeptabel, sondern durchaus gut finde, denn in Ruhe gelassen zu werden, ist mir lieber als aufdringliche Freundschaftsbezeugungen oder Einschmeicheleien (in Berlin oder anderen Metropolen, an manchen Stränden dieser Welt wird man manchmal von völlig fremden Leuten mit gespielter Herzlichkeit angesprochen – ‚Hello my friend, how are you doing today?‚ – bevor sie versuchen, dir das Geld aus der Tasche zu ziehen).
So manches Mal schwingt hier auch eine gespannte Stimmung in der zwischenmenschlichen Atmosphäre, denn nicht immer sind die Leute untereinander geschweige Fremden gegenüber aufgeschlossen und ihre Kooperation ist außerhalb von Krisenzeiten durchaus verbesserungswürdig. Man sagte mir zum Beispiel zur Erklärung des japanischen Phänomens 虐め, いじめる/ijime[ru] (kann man mit Mobbing vergleichen, hat aber manchmal schon den Selbstmord des Opfers zur Folge), dass in Japan bis zur Edo-Periode unablässig Kriege stattfanden und Clan-Denken und Verachtung von Fremden und Schwachen sich über viele Generationen tradierten (dem Hörensagen nach waren auch hier antike Gebräuche, unerwünschte Kinder, kranke Außenseiter oder Gebrechliche in Wäldern verschwinden zu lassen, wie es z.B. auch von Grimms Märchen überliefert wird, nichts Unbekanntes). Es ist dies ein recht rücksichtsloses System, dass Außenseiter konsequent mit sozialer Ächtung straft und einen der wichtigen Hintergründe für die hohe Suizidrate in Japan darstellt. Der einzigartigen Brillanz und Faszination des Landes tut dies aber keinen Abbruch und als Gastfreund oder Kunde wird man stets mit Zuvorkommenheit behandelt – in Verbindung mit der außergewöhnlichen Schönheit des natürlichen Landes und seiner grandiosen Kultur sind dies eindrucksvolle Aspekte einer ausgesuchten Lebensqualität (Japoneseliberty – Liberty Japanese 😉 ).
Japan hat sich seine Individualität bewahrt und eine wichtige Besonderheit ist sicherlich seine Sprache, die sich keiner bekannten Gruppe eindeutig zuordnen lässt – wenn auch Nähen zu Koreanisch, sowie zu eurasischen und austronesischen Sprachen diskutiert werden – und lange keine eigene Schrift kannte. In der Grundschule werden über 2000 Kanji (japanische Schriftzeichen chinesischen Ursprungs – was es nach meiner Beobachtung Japanern ermöglicht, einige der Beschriftungen im chinesischsprachigen Ausland zu erkennen) in verschiedener Lesart gelehrt – im Alltag, Literatur usw. sollen wohl über 5000 ausreichen; es gibt erheblich mehr, doch nicht einmal Japaner werden eine konkrete Anzahl nennen können, manche Aufzeichnungen geben Zahlen bis 50000 an – die ursprünglich wohl erst von japanischen Gesandten mitgebracht, von Mönchen aus China und Korea vielleicht schon ab dem 4./5. Jahrhundert aus den chinesischen Zeichen weiterentwickelt und zusätzlich mit jeweils 46 Hiragana- und Katakana-Schriftzeichen (Syllabogramme, Kana-Schrift) alphabetisch angereichert wurden, um durch diese Silben- und Lautzeichen die Bedeutung von Texten und Fremdworten in dieser singulären Sprache möglichst genau wiederzugeben. Im 10./11. Jahrhundert war diese Kana-Schrift schon voll ausgebildet und wurde von den wichtigsten Literaten verwendet, wie ich unter anderem aus der Kalligrafie-Ausstellung über die „36 unsterblichen Poeten“ im 3. Stock des Kyoto-Nationalmuseums erfuhr. Als vergleichbares Phänomen lässt sich die Verwendung der lateinischen Schrift für nicht verwandte Sprachen wie Baskisch, Maltesisch, Türkisch oder die finno-ugrische Gruppe in Europa und in einigen anderen Weltgegenden im Einflussgebiet der europäischen Kolonialmächte betrachten. Unterschiedliche Dialekte gibt es in Japan so wie in Deutschland, wo sich Sächsisch, Bayerisch, Schwäbisch oder Plattdeutsch auch häufig für Außenstehende, die zwar des Hochdeutschen mächtig sind, als unverständlich erweist. Sprache ist in Japan in verschiedenen Aspekten und Interaktion mit seinen Sprechern bedeutsam – Niveau, Wortschatz, Tonhöhe, Ausdruck und dergleichen mehr. Für öffentlich wichtige Persönlichkeiten, Politiker und Mitglieder der Tenno-Familie ist ein gehobener Gebrauch der Sprache auch ein Statussymbol – beispielsweise wurden schon bald, nachdem Abes Nachfolger, Premierminister Suga, vor seinem Rückzug vom Amt in einer Erläuterung zu Impfproblematik und CoVID-X abschweifend von Bevölkerungsreduzierung sprach, in sozialen Medien Verschwörungstheorien bis hin zu einer Demenz Sugas diskutiert.
Die so besondere Ästhetik, welche die Japaner traditionell allen Lebensbereichen angedeihen lassen, zeigt sich sowohl in ihrer Weiterentwicklung der ursprünglich chinesischen Bilderschrift, als auch in ihrer künstlerischen Gestaltung derselben (https://t1p.de/0wts). Die unterschiedliche Herkunft der Siedler und Bewohner Japans spiegelt sich ebenfalls in ihren Sprachen und Dialekten. Besonders eigenständiges Japanisch, an denen die Sprecher aus dieser Gegend identifiziert werden, wird um Osaka (Kansai), auf Kyushu und Okinawa, Hokkaido und der Tohoku-Gegend nördlich von Tokyo gesprochen. Deutsch gilt in Japan als eine zwar exotische doch bemerkenswerte Sprache, deren Wertschätzung seit der (erzwungenen) Öffnung Japans zur Welt, nach Westen hin, auch darin zum Ausdruck kommt, dass es eine japanische Gesamtausgabe Heideggers gibt. Das Interesse an deutschen Philosophen verbreitete sich in den gebildeten Kreisen Japans ab dem 19. Jahrhundert und einer enger werdenden, politischen Verbindung nach Europa seit Meiji-Tenno (s.u.); Heidegger bemerkte einst, dass Deutsch, neben Griechisch, für die Philosophie eine wichtige Sprache sei, was die Achtung der deutschen Sprache förderte. Bekannt in Japan wurde er durch Gelehrte wie Kuki Shûzô (https://t1p.de/o201).
In Japan wird erwartet, dass die Leute – abgesehen von den offensichtlichen Urlaubern – egal woher sie kommen, sich auch Japanisch verständlich machen können, wenn auch niemand erwartet, dass sich Nichtjapaner einer gehobenen Sprachstufe des Japanischen bedienen. Trotz mehrsprachiger Beschilderung ist hier selbst in den größten Metropolen die Kenntnis westlicher Umgangssprachen wie Englisch nur marginal vorhanden und auch sehr gut gebildete Akademiker bedienen sich dieser Sprache so gut wie nie, wenn Sie nicht im Ausland arbeiten. Das Studium der japanischen Sprache und seiner Feinheiten erfordert so viel an Zeit&Energie, dass offenbar für Fremdsprachen nicht sehr viel übrig bleibt. Wer eine Weile hier lebt, erfährt daneben schnell, dass die Japaner trotz recht hoher Immigrationszahlen aus asiatischen Ländern sehr gern unter sich bleiben, in ihrem gepriesenen Lande mit seinem hohen Lebensniveau (wohl auch angesichts negativer Erfahrungsberichte besonders aus Europa mit seinen Problemen aufgrund illegaler Zuwanderung vor allem junger Männer aus Afrika, Vorder- und Mittelasien und deren Anteil am kriminellen Geschehen https://t1p.de/1e62, https://t1p.de/kyyx). Nichtjapaner von außerhalb Asiens sind, gerade außerhalb der Metropolen, immer noch sehr auffällig (im Onsen, in nackter Runde, bin ich meistens der einzige ’Whitey’ und in meiner Wohngegend hier am Pazifik bin ich inzwischen wohl auch schon bekannt wie ein bunter Hund 😉 ), sie werden hin und wieder mit Begriffen aus der Edoperiode benannt, wie Gaijin/Gaikokujin (jemand, der von außen kommt, Fremder, Außenseiter) und bei Weißen wurde, in der Vergangenheit zumindest, als äußeres Erkennungsmerkmal neben Gestalt, Augenform und Größe auch ihr hoher Nasenansatz thematisiert (Highnose, Langnase).
Der Blick moderner Japaner richtet sich hauptsächlich auf japanische Interessen und Befindlichkeiten. Selbst wenn die Katastrophenhilfe Japans international schnell und kompetent agiert und japanische Spezialisten mit ihrer großen Erfahrung zu Naturdesastern weltweit ausgesandt werden, so ist doch ein übermäßiges Interesse am Rest der Welt in Japan nicht sehr weit verbreitet. Grundsätzlich beginnen japanische Karrieren zum Beispiel gleich nach Ausbildung und Universität daheim im Lande Japan, wenngleich natürlich auch Leute ins Ausland zum Studium oder geschäftlich gesandt werden. Jemand aber, der unabhängig lange Zeit aus persönlichem Wissensdrang und Neugier im Ausland verbringt, wird sehr selten von einer der traditionellen, großen Firmen eingestellt werden, da er als unzuverlässig betrachtet wird in dem Sinne, dass er seine persönlichen Interessen voran stelle.
In den außenpolitischen Nachrichten liegt hin und wieder noch vor den U.S.A., Europa, Russland oder China die Berichterstattung über den unberechenbaren nordkoreanischen Führer Kim – aus erklärlicher Kriegsfurcht im Angesicht seiner Drohungen; doch innerjapanische Thematik ist im TV im Vergleich zu internationaler Berichterstattung weitaus präsenter: Nachdem in allen Medien die Taten eines äußerlich unscheinbaren Serienmörder, der in seiner kleinen Mietwohnung Leichenteile lagerte, auf verschiedenen Ebenen vielseitig beleuchtet worden sind, dominierte ein kultureller Streit um den Nationalsport Sumo – aufgrund der öffentlich gewordenen Untat eines mongolischstämmigen Sumo-Stars, der einen japanischen Sumo-Ringer gewalttätig erniedrigt hatte. Im Jahre 2014 hatten das erste Mal in der Geschichte des wichtigsten Nationalsports 3 mongolischstämmige Ringer den Titel eines Yokozuna inne (der höchste Rang eines Sumo-Meisters). Dies löste viele Diskussionen aus, auch weil die Sumo-Ringer selbst im alltäglichen Leben mit Haartracht und Kleidung sichtbar einen traditionsbewussten japanischen Lebensstil zu pflegen haben. Daraufhin wiederum erfolgten landesweite Diskussionen um die verminderte Fahrtüchtigkeit von immer älter werdenden Autofahrern, aufgrund der von ihnen verursachten, sich häufenden Unfälle. Und viele weitere innerjapanische Probleme folgen Woche für Woche, Monat für Monat aus sich wiederholendem Sujet. Im Gegensatz zu Deutschland, wo neuerdings um die Identität von Tätern aus Feigheit, Dummheit oder Berechnung häufig herumgedruckst wird, werden bei großen Sex- oder Gewalt-Skandalen hier in japanischen Medien Ross&Reiter meist beim Namen benannt.
So manche Thematik ist durch alle Schichten hindurch beliebt; zum Beispiel ist Essen hierzulande zu einem Kult geworden und es gibt wohl keine Fernsehnation, in der sich so viele Sendungen um die Zubereitung und das Tafeln von leckeren Speisen drehen – was bei der herausragenden Qualität und gesunden Vielfalt der japanischen Küche nicht verwundert. Für einen Außenstehenden ist es auch mitunter recht amüsant zu sehen, wie ernsthaft hier so manche Punkte stundenlang abgehandelt werden – da wurden zur letzten Winterolympiade im Fernsehstudio ein paar entscheidende Szenen von Eislauf und Curling nachgestellt, und gerade erst wurde mit Hilfe von originalgroßen Standbildern diskutiert, wie wohl Kim Jong Un (167 cm) und Donald Trump (190 cm) sich bei ihrem Gipfeltreffen die Hände schütteln werden (in Japan selbst wird solches zwischen den Leuten übrigens so gut wie nie praktiziert – zwischengeschlechtliche Berührungen enthalten gar eine sexuelle Konnotation und waren bis vor nicht allzu langer Zeit traditionell verboten). Die darauffolgenden Tokyolympics 2020/21 überlebte übrigens der dann amtierende Premier Suga politisch nicht sehr lange https://t1p.de/3z6y.
Vielfältig verzaubernde Landschaft, kulturell besonders hochstehende Entwicklung (buddhistische Gelassenheit, religiöse Indifferenz, hohe Innovationsfähigkeit) und sozial tradierte Normen gewährleisten diesem Land eine exzellente Lebensqualität – trotz gewaltiger Inlandsverschuldung der letzten Jahrzehnte (bubble-economy, Finanz- und Bankenkrise), ansteigender Lebenskosten, stets drohender Naturkatastrophen und hin und wieder aufkommender skandalöser Vorfälle, die das ganze Land empören. Bitte nicht zu vergessen, dass das japanische Volk historisch von mühselig arbeitenden (Reisfeld-) Bauern und in schwieriger Existenz stehenden Bevölkerungsschichten abstammt und das Land bis zur Meiji-Reform eher feudalistischen Ländern im vorkolonialen Afrika, denn dem aufklärerischen Europa mit seinem Siegeszug der Industrialisierung nahekam. Der so besondere japanische Lebens- und Kunststil – einst in der Heian-Periode (平安時代 ab 8./9. Jahrhundert; vgl.u.) entwickelt und verfeinert – konnte nur von einer höfischen Minderheit entwickelt und gelebt werden. Im Angesicht ihres vermeintlichen Konservatismus, ihrer spezifischen Traditionen und im Unterschied zu anderen modernen Kulturen zeigt Japan allerdings in so manch herausragendem Aspekt des Lebens einen extravagant-modernen Stil, der von beneidenswerter Offenheit, moderner Frische, Eleganz und gutem Geschmack zeugt (https://t1p.de/caji). Dabei zeigen sich manchmal gewisse Kuriositäten, wie ein ausgeprägter Maskenfetischismus auch im Alltag (der momentan seit 2020 dank der Corona-Krise sprunghaft populär ist und von allen ausgelebt werden kann).
Eine zeitgenössische Hysterie um die Abirrungen der Weltläufte wie „Refugees welcome“ oder „Klimaschutz“ wie es politische Moden in anderen wohlhabenden Ländern wie der deutschen Bundesrepublik ausleben können, wäre in Japan jedenfalls undenkbar. Im Gegensatz zu einigen besonders ambitionierten Politikern, die Deutschland im Austausch für den Schein eines idealen Staates in ernsthafte, seine Zukunft bedrohende Schwierigkeiten zu führen bereit sind (Energiewende-Deinsdustrialisierung; €-Überschuldung; Destabilisierung durch illegale Immigration; hysterisches Lahmlegen der Gesellschaft aufgrund Sars.Cov-X), orientiert sich die politische Führungskaste Japans doch auf das Wohl ihres geheiligten Yamato(-Landes). Und da sie unter anderem ihren Anspruch verfolgen, irreguläre Immigration nicht zuzulassen (so wie übrigens auch Australien, Neuseeland oder Kanada; bei den Zuwanderungszahlen, speziell aus Asien, liegen die Japaner allerdings nach versch. Erhebungen im Vergleich zu anderen großen Industrienationen ziemlich weit vorne), können sie sich wenigstens national auf das konzentrieren, was für sie möglich und nützlich ist.
Das Leben in Japan wird auch immer begleitet von jährlichen Taifunen, vom Warten auf die nächste große Erderschütterung, auf ein hoffentlich nicht zu arg werdendes Beben (diese gelten im Shinto-Glauben als Willensäußerungen/Strafen der Götter); alltägliche, kleinere Erdstöße sind über das Land verteilt hier schon Normalität, denn Japan liegt über den Rändern und Spannungszonen von vier größeren tektonischen Platten und in der kontinentalen Einflugschneise pazifischer Taifune (https://t1p.de/eoax).
In ihrem Alltag wie im politischen Leben sind die Japaner, vor allem seit sie ihren Vormachtanspruch über Asien nach ihrem verlustreichen und zerstörerischen Pazifikkrieg aufgaben, sehr pragmatisch veranlagt und sie mögen ihre bequeme Versorgung. Die Müllabfuhr ist noch perfekter als in Deutschland organisiert, 24-Stunden-Shops gibt es allerorten, wo es das Nötigste zu kaufen gibt und erwerben lässt sich in Japans Metropolen so gut wie alles (abgesehen von spezifischen Dingen, wie der Autor zu klagen weiß, also z.B. annehmliche Zigarren, für die man spezielle und leider zu seltene Läden aufsuchen oder online einkaufen muss).
Überflüssiges (wie Ökologismus) oder Überambitioniertes (wie „Klimaschutz“) wird hier ignoriert und eher misstrauisch betrachtet. „Grüne“ Bewegungen spielen kaum eine Rolle und die politischen Grünen (Midori no To 緑の党) sind im Unterschied zum deutschen Bundestag, wo B90/Grünen die anderen Parteien mithilfe von Furchtkampagnen (Klimakatastrophe!) und immer aberwitzigeren, technisch bis heute nicht zu bewältigenden Forderungen (100% Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien) vor sich hertreiben, parlamentarisch nicht einmal vertreten (https://t1p.de/whk6); auch internationale NGOs wie Greenpeace haben in Japan wenig bis nichts zu melden. Die Japaner wissen recht gut auf sich und ihr Land zu achten – bei den unvermittelt auftretenden Naturkatastrophen ist dies aber eben nur im Rahmen gegebener Optionen/Fähigkeiten möglich und die Vorfälle um Fukushima-Dai’ichi zeigen die Grenzen menschlicher Herrschaft über ihre Technologie auf (https://t1p.de/l0cl).
Seine geographische Lage birgt aber nicht nur Gefahren , sondern beschert Japan zum Beispiel auch unnachahmliche heiße Quellen/Onsen, die in ihrer Vielfalt und Qualität weltweit einzigartig sind (https://t1p.de/m774). Überhaupt spielt Wasser in jedem Aggregatzustand in diesem Land eine enorme Rolle (https://t1p.de/0mzt) für Kultivierung und Lebensumstände. Von besonderer Beschaffenheit ist das landschaftliche Profil dieser überaus fruchtbaren und lang gezogenen Inselkette. Das felsige Hinterland der Hauptinsel Honshu ist schwierig zu bebauen, dicht besiedelt ist seine Pazifikküste und an verschiedenen Buchten dieses Ozeans kommt man vom Küstenstreifen gleich steil ins bergige Land – man steigt sozusagen vom Ufer in die Berge. Wer zum Beispiel in Yugawara/Präfektur Kanagawa an der Küste aufs Fahrrad steigt und sich 2-3 Stunden bergauf abmüht, erklimmt Mt. Hakone (1438 Meter) und genießt als Belohnung der Mühe in einer Richtung den immer wieder bezaubernden Blick auf Fujisan, während zur anderen Seite hin das Auge weit bis über den Ozean schweift. Dieser besondere Berg Fuji 富士山 ist für japanische Verhältnisse auffallend hoch (>3776m), er steht in seiner divergierenden Kegelform über mehrere Präfekturen hinweg einzig und allein weithin sichtbar und ist schon daher eine einzigartige Erscheinung. Er wirkt wahrlich in seiner schönen Erhabenheit so, als sei er unverrückbar immerdar – sein abgesprengter Gipfel, sowie verschiedene Krater-Seen in seinem Umfeld zeigen allerdings seine rabiate Vergangenheit an und historische Aufzeichnungen bestätigen, dass der letzte große Ausbruch gerade mal gut 300 Jahre her ist.
Japan wirkt wie ein bezaubernder karstiger Riegel vor dem asiatischen Festlandsockel, ein über die Jahrmillionen durch die Tektonik zusammengedrücktes Felsenriff. Dieses Eiland fristet geologisch ein unruhiges Dasein aufgrund der unter ihm durch die Kraft magmatischer Feuerwalzen aus dem Erdinnern sich gegeneinander verschiebender vier größerer Kontinentalplatten. Kleinere Erdbeben, die sich so wahrnehmen lassen, als bringe ein unter der Erdkruste hausender Dämon rhythmisch die Erdkruste zum Schwanken, sind hier an vielen Orten nicht ungewöhnlich und jeder Einwohner erlebt diese mehrfach im Jahr. Die modernen Bauvorschriften (keine zentrale Gas-Versorgung, also keine verzweigten Gasleitungen, alleinstehende Häuser, erdbebensichere Bauten – verschärft seit dem verheerenden Erdbeben, das Kobe 1995 zerstörte) passen sich diesen Unsicherheiten an. Die jeweiligen Vorschriften sind allerdings in jeder Präfektur unterschiedlich und recht kompliziert und außerhalb der großen Metropolen stehen die einzelnen Häuser relativ ungeordnet und je nach der örtlichen Bauvorschrift, Interesse und Möglichkeiten der Besitzer teils bis dicht an die Straße, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass privat genutzter Siedlungsgrund schmal und teuer ist und bestmöglich ausgenutzt wird (https://t1p.de/akrm).
In ihrer Mehrheit sind die Japaner durch ihre Geschichte als Volk von Nassfeld-Reisbauern geprägt, wenn auch in der Außenwahrnehmung die überaus verfeinerten Kultursitten, die besondere Ausformung des Buddhismus und ein gewisser Samurai-Spirit einer kleinen elitären Führungsschicht besonders bekannt und beliebt geworden sind – der Anteil an Samurai betrug allerdings nie mehr als 5 – 6% der Bevölkerung. Deren tradierte Mentalität spielt bis heute aber, vermittelt durch elitäre Bildung, Lebensstil und herausgehobenen Berufsstand, eine wichtige Rolle (vielleicht ein wenig so, wie der Adel Europas, allerdings mit mehr Klasse). Japan war schon seit Beginn der ersten Einwanderungen schwierig zu besiedeln, da es relativ wenige plane Flächen besitzt, wo Leute leben und Landwirtschaft betreiben konnten. Kleine private Reis-, Gemüse- und Obstfelder zwischen Häuserzeilen oder am Rande von Wäldern sind bis heute üblich. In solchen Siedlungen entfalteten sich eigene Kulturen, eigene Dialekte und jene Inselmentalität, für die ganz Japan bekannt wurde (https://t1p.de/scu5). Schon früh bildeten sich seine Zentren da heraus, von wo auch heute noch das Leben Japans dominiert wird und wo sich das entwickelte, was die Japaner international als ‚Pacific Belt‘ bezeichnen. Zwischen den zwei „Augen Japans“, Osaka und Tokyo, wo der uralte berühmte Wanderweg Tokaido (東海道 herausragend illustriert von Hiroshige und Hokusai) entlang Edo, Nagoya, Kyoto noch heute als Straße Nr. 1 die Lebensadern verbindet. In keiner anderen Gegend wohnen verhältnismäßig mehr Menschen in Japan und nicht nur in den großen Ballungszentren um Osaka und Tokyo geht quasi eine Stadt direkt in die nächste über, sodass man auf der Reise entlang der Küste meinen kann, stundenlang durch eine einzige Metropole zu fahren. Tokyo selbst besteht aus 23 Gemeinden, die wiederum einzelne Städte beherbergen und im Großraum weit mehr als 30 Millionen Bewohner zählt.
Nihon (日本 Sonnenaufgang), wie dieses Land nach chinesischem Brauch wohl zuerst von den koreanischen und chinesischen Mönchen und Lehrern benannt und beschrieben wurde, die ab dem 4./5. Jahrhundert verstärkt ins Land kamen, kannte bis zur Einführung der chinesischen Schrift nur mündliche Überlieferungen seiner reichhaltigen Mythologie. Beste Einsichten in die Legenden und die alte Welt Japans bieten alte Chroniken, zusammengefasst in Sammlungen wie Shoku Nihongi (続日本紀). Folgend der Jōmon- (縄文文化; ) und Yayoi- (弥生時代) Kultur, unabhängig von den Ainu im Norden, über deren Ursprünge munter geforscht wird, lag der Beginn der späteren japanischen Nation wohl in Nara – man wies mich darauf hin, dass Japaner mit spezifischer Physiognomie und stärkerer Körperbehaarung als Jōmon-Leute bezeichnet würden. Mächtige Herrscher etablierten dann ihren Sitz im nahen Kyoto und im 12. Jahrhundert begann die Zeit der Herrschaft aus Kamakura, der ersten Shogunate, begründet von Minamoto no Yoritomo 源 頼朝, worauf dann grob gerechnet die Edo-Periode (江戸時代 1603/1615 – 1868) des wahren Shogun und Reichseinigers Tokugawa Ieyasu 徳川 家康 folgte. Neben Oda Nobunaga 織田 信長 (sein Massaker unter Bhuddisten am Berg Hiei galt selbst unter einigen seiner Anhänger und der damaligen blutigen Zeit als Kriegsverbrechen, er wurde bald darauf von einem seiner Feldherren bekämpft, letztlich zu Seppuku gezwungen und sein ältester Sohn getötet) und Toyotomi Hideyoshi 豊臣 秀吉 (der zwar endlich eine längere Friedenszeit für Japan bewirkte, doch der auf dem Höhepunkt seiner Macht in Korea einfiel und gar die Eroberung Chinas plante und scheiterte) gilt er als der große Reicheiniger, der das Edo-Shogunat begründete und die lange Epoche von Machtkämpfen lokaler Herrscher (Daimyō 大名) mit ihren Kriegsburgen (die als touristische Attraktion wie in Odawara gepflegt und besucht werden https://japoneseliberty.com/2017/05/08/odawara-yabusame/) beendete. In dieser Zeit wurden die jeweiligen Daimyō zum Betreiben einer Zweitresidenz in Edo verpflichtet, in der sich immer auch ein Teil ihrer Familie, als Geiseln sozusagen, aufzuhalten hatte und die Daimyō regelmäßig zur Aufwartung beim Shogun zu erscheinen hatten. Eine relativ lange Zeit des Friedens begann, eine Epoche der Kulturentfaltung erblühte und verschiedene Festivitäten, die bis heute beliebt sind, wie Sakura/Hanami 桜/花見 hielten für weite Kreise des Volkes Einzug (https://t1p.de/v1ag).
Diese Periode neigte sich dem Ende zu mit neu erwachten Handelsinteressen westlicher Staaten (Amerika vor allem und die Briten) und dem Einbruch der Moderne in ganz Asien. Es folgte die Zeit der Meiji-Restauration 明治維新 1868 seit dem Tod des letzten Shogun aus dem Geschlecht der Tokugawa und dem Beginn der Herrschaft des Mutsuhito/Meiji Tenno 明治天皇 bis zu seinem Tode 1912 (https://t1p.de/uim4). Aus dieser Zeit rühren enge Verbindungen zu Deutschland, da die Meiji-Restauration, unter dem Motto „Reiches Land – Starke Armee“ stehend, sich zu den Grundsätzen seiner Verfassung von deutschen Staatsrechtlern helfen ließ und zum Aufbau einer modernen Armee preußisch-deutsche Instrukteure ins Land holte. Rasche Modernisierung hielt Einzug und es wurden nicht nur viele technologische Errungenschaften des Westens angeschaut, sondern auch Organisationsformen mit demografischen Erfassungs- oder Steuerlisten u.v.a.m. – davor hatten gewöhnlich alle Japaner am ersten Tag des Mondkalenders Geburtstag, wenn ein neues Jahr begann. So wie andere Völker, die ihre Eigenheiten pflegen, haben auch die Japaner – neben ihrer so einzigartigen Sprache, die sich keiner anderen Familie eindeutig zuordnen lässt – kulturelle Vorlieben, besondere Instrumente, Kleidung, Musikgeschmack sowie eigene Zeitrechnungen. Zum Beispiel befinden wir uns jetzt 2021 im Jahre Reiwa 3, wie in allen offiziellen Dokumenten vermerkt, da eine jeweils neue Zeitepoche des Landes mit der Thronbesteigung eines Tenno beginnt (https://t1p.de/p1dt). Dazu nennt nun traditionelle Zeitzählung als Anfang der Nation Japans umgerechnet den 1. Februar 660 vor Beginn christlicher Zeitrechnung, an dem der erste Tenno namens Jimmu (神武天皇, Jinmu-tennō) den Thron bestiegen haben soll und an dem bis heute die Gründung Japans als Nationalfeiertag begangen wird (https://t1p.de/2stm). Seit 1873 gilt nun allerdings auch hierzulande im internationalen Austausch der gregorianische Kalender und mit diesem wurden Jahresbeginn und -abschluss sowie Feiertage neu definiert. Während die Japaner ihre Tenno-Herrschaft restaurierten und gleichzeitig das Land modernisierten, erlebte das deutsche Kaisertum nur eine kurze Blüte und verschwand nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges 1918 wieder sang- und klanglos.
In der Heian Periode (平安時代 794 – 1184), deren Spätzeit auch als goldene oder klassische Zeit japanischer Kunst gilt, begann nicht nur die Auflösung der praktischen Macht des den Tenno umgebenden Herrscherhofes, gekennzeichnet durch den Aufstieg lokaler Lehens- und Kriegsfürsten (o.e. Daimyo 大名, Shogun 将軍), sondern auch jene Verfeinerung kultureller und künstlerischer Sitten bei Hof und im Adel, welche die Außergewöhnlichkeit Japans bis heute nach außen hin kennzeichnen und große Werke in Literatur, Poesie und der Theaterkunst hervorbrachten. Die Kunst der Darstellung und ein exzellentes Rollenverständnis sind in allen Schichten der komplizierten japanischen Gesellschaft auf ihre ganz besondere Art sehr hoch entwickelt und erfordern für ihre Interpretation ein sehr feines Gespür (https://t1p.de/u4gd). Zur singulären Entwicklung Japans sollte auch die rücksichtslose, blutige Christenverfolgung im 17. Jahrhundert und die nahezu völlige Abschließung des Landes nach außen hin über mehr als 200 Jahre (鎖国 Sakoku, 1638 – 1853) erwähnt werden, als nur wenigen chinesischen und holländischen Händlern und Emissären der Kontakt zum Hofe des Shogunats in Edo erlaubt war.
Die alten berühmten Herrschaftssitze (Nara, Kamakura, Kyoto und natürlich das in Tokyo befindliche 皇居 Kōkyo, in der Gegend des früheren Edo, wo die Familie des Tenno bis heute in ihren Palastgemächern lebt) werden in Ehren gehalten und sind durch eine Reihe spektakulärer Bauten und Statuen ausgezeichnet – die besondere Form, die der Buddhismus in Auseinandersetzung mit Shinto und anderen Einflüssen in Japan gewann, ist überaus dominant. Auch wenn für die nachwachsenden Generationen vor allem Zeit und Geld wichtige Faktoren wurden, so spielt doch kulturelle Tradition eine weitaus stärkere Rolle als zum Beispiel bei den Deutschen, bei denen solches vielfach zur seichten Folklore gerann. In vergleichender Sichtweise erscheint Japans Kulturgeschichte, wie sie häufig im Ausland präsentiert wird, doch ziemlich verfälscht durch die Darstellung einer gewissermaßen verkitschten Folklore, welche durch Mangakultur, bestimmte Musikrichtungen in Pop, bzw. die Yamato-Trommler, Hokusai-Zeichnungen oder die künstlerisch hervorragenden Shakespeare-Adaptionen von Kurosawa (Kumonosu-jo, Ran) oder Takeshis Filme (Dolls, Zatoichi) bestärkt wurde. Die Filme von Itami beispielsweise (Steuerfahnderin), welche japanische Befindlichkeiten realistisch aufs Korn nehmen, sind dem Publikum außerhalb Japans nur wenig bekannt. Der heutige Alltag hat sowohl mit diesen wie auch mit jenen nur wenig gemein, wie jeder Besucher schnell feststellen wird. Auch ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern hier zwar von einer patriarchalischen Tradition geprägt, aber im Vergleich zum westlich überspitzten Feminismus oder gar islamisch geprägter Unterdrückung erfrischend offen und modern und in mancher Hinsicht pikant prickelnd (https://t1p.de/uf19). Es ist übrigens traditionell die japanische Ehefrau und Hausherrin, die Sorge für die Finanzen der Familie trägt, unabhängig davon, wer wie viel verdient.
Neben ungemein reichhaltiger, durch vulkanischen Untergrund und Regen begünstigter Flora, lassen sich als Auffälligkeiten des Naturlebens nicht nur die zauberhaften タンチョウヅル Tanchozuru (Rothelmkraniche), enorme Faltergrößen und die außergewöhnliche Häufung verschiedenartiger Greifvögel beobachten, die unermüdlich über den Bergen, Wäldern und entlang der Flüsse und Küsten kreisen. Lebensgefährlich sind die Bärenspezies Higuma 羆/ひぐま (groß wie Grizzly und schwerer als Eisbär), die man nur auf Hokkaido findet und deren ernsthafte Attacke kein Mensch überlebt, und ein paar Giftschlangen – also Vorsicht bei Fahrradtouren (https://t1p.de/qfiu). Nicht allein seine Natur, Geologie, seine lange, recht isolierte Entwicklung und resultierende Homogenität, sondern auch seine kriegerische Vergangenheit sind in vieler Hinsicht unvergleichlich und zeitigen Folgen bis in unsere Zeit. Natürlich hat auch Japan seine schattigen Seiten, wie jeder bestätigen wird, der eine Weile hier lebt und warmherzige Freundschaften sind schon unter Schülern eher unüblich. Es gibt also Gründe, warum ‚Happy Endings‘ in japanischen Filmen selten das Finale krönen.
Beliebt bei einigen (nicht nur deutschen) Touristen sind Bilder mit den an vielen buddhistischen Plätzen dargestellten Swastiken, wobei doch der Unterschied zum Nazisymbol sehr schnell sichtbar wird (schauen Sie selbst 😉 ).








































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