Japan, Love-Hotel ラブホテル

(auch Boutique-, Fashion-Hotel genannt)

Diese besonderen Hotels tragen häufig Namen, die nicht nur in japanischen Ohren verführerisch klingen (Sirene, Lotus usw.) und unterscheiden sich auch in ihrer äußerlichen Erscheinung von dunkel-verrucht bis zu heller Show-Beleuchtung à la Broadway. Sie können für nur wenige Stunden gebucht werden und sind so platziert, gebaut und ausgestattet, damit genau das, was man unter diesem Namen verbindet, diskret eben dort geschehen kann (man kann natürlich auch einfach nur ruhen). Ganz diskret? Nun, eigentlich kennt hier in Japan jeder diese Hotels und auf ihren Portalen finden sich solche immer mit dem Hinweis: Nur für Erwachsene!

Hintergrund und Erfolg dieser Hotels in Japan beleuchten auch in diesem Zusammenhang spezifische kulturelle Eigenheiten – lassen Sie mich ein wenig ausholen und aus eigener Erfahrung schildern …

Das Phänomen menschlicher Liebe samt ihrer kulturellen Referenzen findet sich nicht nur in den ältesten Dichtungen der Welt, in diversen literarischen Zeugnisse der Hochkulturen, sondern im Prinzip überall, da es ein beschwingendes menschliches Bedürfnis ist und die Fantasie mehr als alles andere anregen kann. Einige Aspekte japanischer Kultur verweisen auf ihr Begehren nach schönen Gefühlen und ihre unablässige Suche nach Glück&Liebe. Die Aufzeichnungen einer Hofdame von vor über 1000 Jahren (Das Kopfkissenbuch, Sei Shōnagon 清 少納言 https://t1p.de/ah2l), aus dem Japan der Heian-Epoche 平安時代, geben bezaubernde, teils delikate Einblicke lange zurück und doch findet sich dort manch poetisch Ausgeschmücktes, was auch heute noch Liebe wie Muße hervorzubringen vermag. Mythos und Zauber ihres Wunsches nach Liebesglück entsprießen reizvolle Dinge, die dem abendländischen Geist aufregend fremd bis skurril erscheinen mögen.

Grundsätzlich – anders als in der christlich geprägten westlichen Welt, wo in der Moderne seit langer Zeit recht offen die Vermarktung von Erotik und allem, was damit zusammenhängt, betrieben wird – lässt sich sagen, dass in Japan generell versucht wird, solche Dinge aus der Öffentlichkeit zu verdrängen (was sichtlich nicht gelingt, wie jeder Besucher mit offenem Geiste schnell erkennt). Vielleicht deshalb, weil traditionell in Asien aus westlicher Betrachtungsweise dem Individuum eher misstrauisch begegnet wird und auch die Privatheit häufig einem traditionell streng erscheinenden, gesellschaftlichen Rahmen folgt, wobei das Verhalten des Einzelnen immer zwischen freundlich-höflicher Akzeptanz bis hin zu starrsinnig-aggressivem Widerstand liegen kann.

In Bezug auf Aspekte der Liebe sind (nach Überwindung einer gewissen Schwelle) Freigiebigkeit&Großzügigkeit in Japan vergleichsweise hoch und Affären scheinen allgegenwärtig – in der Realität aber, das ist auch hier nicht so anders als im Westen, passiert häufig viel weniger, als es die Fantasie auszumalen vermag (es existiert auch kein Sextourismus, wie er z.B. aus Thailand berichtet wird). Zärtlichkeiten werden fast nie in der Öffentlichkeit ausgetauscht und ein erotisches Beisammensein ist nur in sehr verschlossener Privatheit üblich. In den alten Zeiten Japans wurde ein Brauchtum heimlicher sexueller Zusammenkunft mit 夜這い (yobai, so viel wie [nächtliches] herumkriechen) bezeichnet, ein abgeschiedenes Treffen zum sexuellen Vergnügen, meist in abgelegenen Hütten – wofür es heute eben die Love-Hotels gibt.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass viele Interessen japanischer Männer mit ihren Ehefrauen nichts zu tun haben und selbst in jungen japanischen Ehe-Häusern recht schnell die erotische Lust versiegen soll, doch natürlich der Fantasie der Leute keine Grenzen gesetzt sind. Von keinem meiner internationalen Bekannten hier in Japan hörte ich wiederum Klage über ihre Ehefrauen, ganz im Gegenteil, wir alle schwärmen von ihnen (Das gilt ausschließlich für japanische Frauen! Deutschen/Westl. Frauen, die etwas mehr wollen als nur ein paar Schwärmereien nachzugehen, mag es hier nicht so erfüllend erscheinen und Feministinnen gleich gar nicht …). Lassen Sie mich daher aus eigener Erfahrung bekräftigen: Es gibt nichts Schöneres, was einem freien, westlichen Manne mehr Freude gibt, als eine offenherzig-anmutige Japanerin an seiner Seite und nach meiner Erfahrung gibt es kaum Dinge im Leben, die eine japanische Frau nicht in höherer Qualität beherrscht. Einige Spezialitäten muss jeder Fremdling hier selbst erkunden, doch wer nur einmal in den japanischen Zauber dieser faszinierenden Frauen eintauchte, wird dies nie wieder missen wollen.

Dank historisch-kulturell gewachsener Freizügigkeiten, die zwar verborgen aber intensiv ausgelebt werden, und moderner Kommunikations- und Medien-Technologien wissen in Japan alle Interessierten, was auf diesem Sektor geboten wird und die Heranwachsenden sind in der Realität meist schon mit erotischem Verkehr vertraut, lange bevor sie mit 20 Jahren 成人の日 (seijin no hi) feiern, ihre ‚Coming of Age‘-Zeremonie zum Eintritt in die Welt der Erwachsenen, ab welcher sie auch ganz offiziell zum Beispiel Alkohol und Tabak oder die Annehmlichkeiten eines Love-Hotels genießen dürfen (‚Age of Consent‘ allerdings ist in Japan schon ab 13!). Homo- oder Transsexualität haben in Japan keine Verfolgung zu befürchten und werden speziell von einigen Künstlern recht offen gezeigt; das sind allerdings schillernde Ausnahmen, denn Sexualität insgesamt gilt in Japan strikt als Privatangelegenheit und gewöhnlich kommt kein Prominenter hier – im Gegensatz zu Deutschland – auf die Idee, seine sexuelle Orientierung öffentlich zu thematisieren. Being Hentai, seine Lüste frei auszudrücken, wie es die Japaner so treffend sagen, und seinen erotischen Vorlieben zu frönen, ist hier im Privaten weder selten, noch verpönt (da sind nicht wenige Leute im Westen nach meiner Beobachtung weitaus verklemmter) und dafür eben ist ein solches Hotel genau der passende Ort.

Zu früherer Gelegenheit schon berichtete ich in anderem Zusammenhang von der enormen Spannbreite japanischer Ästhetik in so manchen Dingen, die zwischen Liebe, lustvoller Fantasie und Erotik schweben können (https://t1p.de/caji) und hob diese besondere „Melange aus Liebreiz und Laszivität“ hervor, die bei den Frauen zu beobachten ist. Hinzu kommt hier noch die unvergleichliche Ausstrahlung mandeläugiger Attraktivität. Als faszinierend ist an dieser Stelle wieder herauszustreichen, was schon vor über hundert Jahren der Schriftsteller Bernhard Kellermann nach seiner Reise hierher andeutete („Sie kokettierte mit einer Anmut, die eine Europäerin nie erreicht.“ Ein Spaziergang in Japan https://t1p.de/dpzm) – die elegante Anmut der Japanerinnen, ihr diplomatisches Geschick und passende Ausgelassenheit in der richtigen Gesellschaft bleiben wie ihr Geschmack bis heute unübertroffen.

Anno dazumal schon waren auf dieser Insel die Ehebündnisse eher locker geknüpft und private Trennungen wie offizielle Scheidungen waren zahlreich. Im Unterschied zur westlichen Welt sanken zwar gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Scheidungsraten in Japan nach der Meiji-Reform (https://t1p.de/uim4) und doch ist es noch heute so, dass bis zu einem Viertel aller Ehen geschieden werden und junge Leute vermehrt auf eine Hochzeit sowie eigene Familiengründungen verzichten. 明治天皇 Meiji-Tennō, nach seiner Devise der aufgeklärten Zeit benannt, war selbst Sohn einer Konkubine 妾 (dieses Kanji zeigt bezeichnenderweise einen [wichtigen] Mann, der bildlich über einer Frau steht), einer von mehreren Liebesdamen, die den Herrschern neben ihrer Ehefrau zur kulturell-erotischen Unterhaltung zur Verfügung standen und deren Kinder aus dieser Verbindung immerhin offiziell auch als Kinder des Tennō anerkannt waren (und wie man am obigen Beispiel sehen kann, später auch selbst den Chrysanthementhron besteigen konnten). Diese Konkubinen waren wie in anderen Ländern eine traditionelle Gewohnheit von Herrschern, die für Japan erst der berühmte Shōwa-Tennō  昭和天皇 – im Westen als Hirohito bekannt – im 20. Jahrhundert ganz offiziell aufgab (wenngleich er selbst auch Affären mit Geliebten weiterhin gepflegt haben soll, da seine Frau … nun ja, der Rest ist Klatsch).

Außereheliche Liebesbeziehungen sind in Japan also von jeher nichts Ungewöhnliches, so wie auch das Phänomen käuflicher Erotik hier traditionell anders bewertet wurde und wird als im christlich geprägten Abendland, trotz aller missionarischen Bemühungen. Prostitution ist heutzutage gesetzlich verboten seit einem von den Amerikanern forcierten Prostitution Prevention Law von 1956, an das sich allerdings nachweislich selbst deren hier stationierten Truppen nicht hielten. Sich gegen erotische Gunst und sexuelle Dienstbarkeit finanziell spendabel zu zeigen, ist für wohlhabende Männer in Japan seit jeher üblich und hier reicht die Spanne vom Sugardaddy über spezifische Massagesalons bis hin zu besonders teuren Host- und Hostessenbars (キャバクラ). Liebevolle Zuneigung ohne Hintergedanken aber findet sich hier ebenso wie auch woanders und nach meinem Urteil sogar besonders prickelnd; wer mehr als Sympathie füreinander empfindet oder sexuelle Abwechslung beziehungsweise Abenteuer sucht, findet also hier wie dort Gelegenheit und Ort dazu. Selbst wenn es sich nicht immer so verwirklichen mag wie erhofft, so ist doch Prüderie hier eher unbekannt. Und so etablierten sich in Japan diese besonderen Hotels, die gegenüber den Behörden speziellen Anforderungen genügen müssen, um ihre Lizenzen zu erhalten (zum Beispiel haben Minderjährige dort keinen Zutritt, Schallschutz usw.).

Bei einer Reise in die Gegend von Kyoto und an die japanische Westküste, über Matsumoto und die sogenannten japanischen Alpen (hier leben noch jede Menge Bären, wenn auch nicht so riesige und tödliche Higuma-Grizzlies wie oben auf Hokkaido, und in speziellen Restaurants am Wege lässt sich deren vorzüglicher Wildgeschmack kosten), entschlossen wir uns, in solchen Hotels abzusteigen – und wir sind begeistert, wiederholen es seither immer wieder mal und können dies nur jedem empfehlen, der eine grandiose Rundum-Versorgung mit allem, was Kopf-, Herz- und Bauchgefühl wünschen, genießen möchte. Früher generell, so wie auch heute noch in vielen dieser Etablissements, war alles sehr auf Diskretion zugeschnitten – diese Hotels finden sich gewöhnlich an stark frequentierten Straßen oder am Rande von Ortschaften; auf (verborgenem) Parkplatz gibt es manchmal Plastikschilder zum Verdecken der Autonummern; abhängig von der Lokalität wählt man entweder schon vorher online, per Telefon (üblicherweise aber trifft man die Wahl nur direkt vor Ort), oder in der Hotel-Lobby auf manchmal verborgen, diskret separierten Displays seine Zimmervorlieben in der Ausgestaltung: Farbe, Licht, Bettenform u.a.m.; eventuell in ausgewählten Etablissements noch Spa, Sauna, private Onsen oder besondere Accessoires wie Masken, Uniformen etc. – wobei kleinere Hotels auch kleineres Budget und somit geringere Ausstattungsmöglichkeiten besitzen; Vitrinen mit zusätzlichen „Devotionalien“ finden sich neben einer großen Auswahl an Lotions, Badeölen und mehr auf Zimmern und Fluren. Kreditkartendetails geben die Gäste dann direkt oder später im Zimmer ein und erhalten durch eine kleine Öffnung oder hinter Vorhang, durch die Gast und Angestellter unerkannt bleiben sollen, Zimmerschlüssel, Karte oder Zugangscode – im Christmashotel Numazu beispielsweise öffnete sich die Tür zum Checkout erst, nachdem an einem Extratableau innen Zugangscodes und Kreditkartenbestätigung verifiziert wurden. Essen- und Getränkebestellungen werden meist durch eine diskrete Klappe neben der Zimmertür abgestellt.

Heutigentags ist es gerade in städtischen Gegenden mit vielen Einwohnern, in denen der Klatsch eine geringere Rolle als in den kleinen Orten spielt, viel entspannter und auch diese besonderen Hotels wechseln ihren Service und gestatten sich mehr Offenheit. Bei unseren Besuchen funktionierte alles hervorragend zu unserer Zufriedenheit; die Angestellten, mit denen wir Kontakt hatten, zeigten sich überaus entgegenkommend und boten uns das Paradebeispiel japanischer Gastfreundschaft. Denn auch diese Hotels stehen arg unter Konkurrenzdruck, sie wissen, dass viele Gäste oft nur für ein Schäferstündchen bleiben und hoffen doch, dass sich diese Zeit als möglichst angenehm im Gedächtnis verankert – einige Hotelketten (wie z.B. Bali An und Pasela) öffneten ihren Hotel Service ganz für alle und unterlassen dafür einige Lovehotel-Spezifikationen. Und da wir für jeweils mehrere Nächte buchten, genossen wir die volle Palette japanischer Gastlichkeit. Hinzu kam für uns noch, dass wir auf dem Zimmer unserem Tabakgenuss frönen konnten. Wenn man also die Aficionado-Komponenten ignoriert, dann ist es eigentlich nur in einem traditionellen Ryokan 旅館 noch angenehmer.

Natürlich abhängig von ihrer Lage (in großen Städten ist vieles sehr viel enger/kleiner) und im Gegensatz zu anderen Hotels waren Zimmer und Bad unglaublich geräumig und hervorragend ausgestattet – in jeder Hinsicht, wenn man bedenkt, dass neben einem grandiosen Bett viele Accessoires zu aktivem Spiel oder passivem Genuss zur Verfügung stehen:

Eine für japanische Verhältnisse riesige Wanne, üblicherweise mit Whirlpool+Unterwasserbeleuchtung oder gar im Seven Seas und auch im Watergate in Numazu wie im Coco Club/Matsumoto noch außerhalb wie ein extra Balkon zusätzlich eine große, in Stein gearbeitete Wanne mit frisch nachlaufendem, heißem Wasser wie es in einem Onsen üblich ist. In manchem Bad ist zusätzlich eine robuste Latexmatratze, falls sich das Liebespaar mit Öl oder anderem erotisch stimulieren will. Auf der Bettkonsole liegen meist ein elektrisch betriebener Massagestab neben Kondomen, anderen kleinen Hilfsmittelchen und Bestellmenüs bereit, im T.V. laufen nicht nur die üblichen und ein paar internationale Sender, sondern auch freigeschaltete Programme voller Blue Movies, die sich der mit ausreichender Fantasie begabte nicht anschauen sollte, es sei denn aus kulturellem Interesse, zum Beispiel aufgrund welch filmischer Qualitäten dieser schillernde Zweig der Unterhaltungskunst so einträglich ist … https://t1p.de/uaf4 … im Gegensatz zu Deutschland, wo im Rahmen einer beginnenden Softporno-Welle die Spielhandlung für die strengeren Sittenwächter der Zensur anfangs noch gespielt seriösem Rahmen und Handlung zu folgen hatte, wie bei den Schulmädchenreporten (Der Schulmädchen-Report: Was Eltern nicht für möglich halten, 1970, zählt bis heute mit mehr als 7 Mio Besuchern zu den erfolgreichsten deutschen Kinofilmen), oder der wohl reichhaltigsten Filmindustrie in Kalifornien, deren diesbezügliche Erzeugnisse von Softporno bis Sexploitation/Hardcore reichen, gab es beim größten Porno-Produzenten Japans, den Tokyoter Nikkatsu Studios, nur die Vorgabe von 70 Minuten Länge und in kürzeren Abständen eine Nackt-/Sexszene zu präsentieren – hiesige Besonderheit ist wohl, dass in offiziellen Pornoproduktionen laut behördlichen Bestimmungen Phallos&Vulva nur verpixelt gezeigt werden dürfen.

In den gut ausgestatteten Zimmern finden sich gewöhnlich auch ein Spielautomat, Karaoke-Equipment zum Singen und ein Massagesessel der höheren Qualitätsklasse. Natürlich nutzt kaum jemand all diese Dinge und doch wissen Gäste, die hierher kommen, dass dies ein prächtig ausgestatteter Ort woanders ist, ein Platz, wo sie ihrem Alltag mit erotischer Fantasie entfliehen und sei es nur für Stunden; es ist eine Stätte der Zweisamkeit und des Genusses, die sie in ihrem Heim nicht finden. Und so ziehen diese Hotels nicht nur Genießer einer heimlichen Affäre oder auch anders Liebeshungrige an, sondern ebenso junge Paare, die keine eigene Wohnung haben (im japanischen Alltag ist es nicht so einfach, seine Lust auszuleben, wenn man dies nicht in den eigenen vier Wänden, bei geschlossenen Türen und Fenstern, tun kann) – oder einfach Leute wie uns, die auf der Durchreise eine schöne geräumige Unterkunft in mancher Hinsicht zu nutzen gedenken …   

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