Thai

Von den Menschen, die mir bislang auf meinen Reisen durch Asien begegneten, erscheinen mir Thai neben den Vietnamesen als diejenigen, die besonders gut gelaunt, freimütig und entspannt agieren – lächeln sieht man sie quasi ständig, was mit dem hier dominierenden Buddhismus vielleicht nicht so viel zu tun hat. Trotz Militärherrschaft prosperiert ihre Nation anders als ihre gleichfalls buddhistischen Nachbarländer ökonomisch und viele, auch noch recht junge, geschäftstüchtige Leute erwerben Eigentum wie Immobilien. Sehr moderne Stadtbilder und erneuerte Infrastruktur zeugen in den großen Städten von Phuket bis Chiang Mai von wachsendem Wohlstand.

Wie schon in anderen Metropolen in diesem Erdteil (Hanoi, Saigon, Hongkong, Seoul, Taipei, Tokyo, Singapur, Kuala Lumpur u.a.m.) zu erleben, begegnen uns auch hier junge, gebildete Stadtbewohner mehrsprachig, aufgeweckt, wissbegierig und klug. Ideologische Themen, die in einigen Wohlstandsinseln des Westens noch gepflegt werden – Ökologismus, Klimaschutz/Energiewende, Feminismus/Genderismus – haben praktisch keine Bedeutung, während anderes, was erst jetzt im Westen diskutiert wird, hier schon länger zum Alltag gehört – Selbstausbeutung, also Arbeit ohne Zeitlimit, geringe Renten beispielsweise. Kulinarisch beispielsweise probierte ich hier schon gesottene Insekten, für deren Nahrhaftigkeit in westlichen Ländern Werbekampagnen und neue Gesetzesvorstöße sowie Bestimmungen zur Nahrungsergänzung laufen, kann sie aber keinesfalls als Delikatesse weiterempfehlen – auch hier werden sie zumeist nur als proteinreicher Snack lediglich von wenigen „genossen“. 

Corona- oder andere Gesundheitspanik? Nach meiner Beobachtung nicht in Thailand, wo ich nur ein paar Weiße entlang der Strandpromenaden mit ihren nutzfreien Masken herumlaufen sah. Mopedfahrer und die wenigen Fahrradfahrer allerdings nutzen auch hier wie in vielen asiatischen Metropolen auf stark befahrenen Straßen seit jeher Masken zu ihrem Schutze vor Abgasen, Feinstaub und Smog generell. Elektromobilität? Minimal trotz zahlreicher staatlicher Anreize und Werbekampagnen – Profiteure der Klimahysterie versuchen auch in Thailand ihr Geschäft zu machen. Viele asiatische Länder wissen die finanziellen Chancen zu nutzen, die ihnen von wohlhabender westlicher Seite geboten werden und freuen sich sicherlich über die vielen hunderte Millionen, die jährlich auf den sog. Klimakonferenzen oder im Rahmen von „Entwicklungshilfe“ verschoben werden – zumal die Resultate ihrer „Bemühungen“ selten genug überprüft werden.

Das alte Siam war nie von europäischen Großmächten kolonisiert worden und Thai verkörpern vielleicht daher einen gewissen Stolz. Über 70 Sprachen werden hier von verschiedenen Volksgruppen gesprochen und ihre klassische Thai-Schrift, die sich im Gegensatz zu Vietnam historisch wohl über die Khmer oder noch ältere, indische Einflüsse herleitet, hat sich autark entwickelt. Von daher achten sie sehr ihre Historie, denn nicht nur die prunkvollen Königsbauten in Bangkok werden gern präsentiert, sondern auch antike Ruinen wie von dem einst von burmesischen Kriegern zerstörten Königreich Ayutthaya werden archäologisch sorgsam rekonstruiert.

Angewohnheiten wie Trinkgelderwartungen seien wohl erst durch westliches Geschäftsgebaren hierher gelangt; alte Fischerdörfer wie Pattaya wurden zu merkwürdig aufgeblasenen Touristenorten voller Hotelburgen und Resorts mit Unterhaltungsangeboten von nichtswürdig bis angenehm. Liebenswürdigkeit der Thai kann so einnehmend sein wie ihr freundlicher Schalk, wenn sie sich über westliche Eigenheiten lustig machen. Ihr Lächeln sollte allerdings nicht immer und überall Sensibilität sowie Besonnenheit verschwinden machen, denn hin und wieder wird man doch mal böse veralbert oder über den Tisch gezogen. Eine wichtige Regel außerdem: Spott oder scharfe Kritik am Königshause sind tunlichst zu unterlassen, trotz Extravaganz und Skandalen des aktuellen Königs. Liberalismus wird wie in den meisten Staaten Asiens kaum praktiziert, gilt als westliches Gehabe. Prostitution war bis 1996 (Prostitution and Prevention Act) über Jahrhunderte legal (https://bit.ly/46KLdRe), ist bis heute gesellschaftlich weithin akzeptiert, wird für geschäftliche Aktivitäten genutzt und brachte einen bis heute florierenden Sextourismus hervor. Hierbei fällt eine über die letzten Jahre sichtlich angestiegene Zahl russischer Geschäfte und Erotik-Etablissements auf – Russinnen jedenfalls stehen zu den Thai-Bewerberinnen in den einschlägigen Vierteln in Konkurrenz.

Anders als ihre Besucher aus nördlicheren Ländern schätzen die Einheimischen Tagessonne wenig; auch vergleichbar zu anderen asiatischen Ländern dieser Region – abgesehen von herausragenden Nationen mit gehobenem Lebensstandard wie Japan, Singapur, Taiwan oder Korea – wird Müll häufig ignoriert sowie Innovationen und Technologie lieber eingekauft. Generäle dominieren die Herrschaft so, wie es sich schon häufig in der Geschichte östlicher Diktaturen zeigte. Leute, die von besonderer ‚buddhistischer Friedfertigkeit‘ fantasieren, mögen das von Gewalt und Terror geprägte letzte Jahrhundert buddhistisch geprägter Staaten wie Thailand, Vietnam, Laos, Kambodscha, Myanmar oder Sri Lanka vergleichen. Geschlechter-oder Religionsapartheid, bekannt aus anderen asiatischen, arabisch/islamisch dominierten Ländern, sind in Thailand selten. Die ganz offen an Sprache und Habitus erkennbaren Ladyboys beispielsweise sind hier auf vielen Bühnen des Alltags präsent.

Überaus fruchtbare Natur, viele Sonnentage, Korallenstrände, anspruchsvolle Massagen, eine der leckersten Küchen global, die Währung erscheint recht stabil, Autofahrer agieren relativ entspannt, vergleichsweise geringe Lebenshaltungskosten nebst attraktiven Frauen – wer wünscht sich nicht ein solch angenehm anmutendes Domizil für seine alten Tage? Von daher strömten schon in der Vergangenheit sehr viele, vor allem ältere Weiße hierher und kauften sich ein in die vielen Resorts, Condominiums usw., die zu ihrem Behagen und zur Immobilien-Geschäftigkeit hier errichtet werden. 

Wie sieht aber die Realität dazu aus? Eine nach wie vor militärisch dominierte Regierung agiert autokratisch, Polizisten sind als korrupt bekannt, außerhalb geschützter wie gepflegter Wohnanlagen sind Straßen oder Fußsteige kaum benutzbar für Radler oder gar Rollstuhlfahrer und saubere Strände gibts vor allem vor hochpreisigen Hotelanlagen. Grundbesitz zu erwerben ist für Ausländer nach meinen Informationen gar nicht und selbst der Erwerb von Eigentumswohnungen nur eingeschränkt möglich. Regenzeit und Sommerschwüle erfordern stabile physische Verfassung, die Landessprachen sind eine große Herausforderung und Englisch wird außerhalb der Metropolen wenig gesprochen – wer sich also im Alter hier niederlassen will, ist in vielerlei Hinsicht auf die vertrauensvolle Mitwirkung von Einheimischen angewiesen. Wer als wohlhabender Pensionär meint (ich sehe hier wie in Vietnam oder auf Bali fast ausschließlich ‚weiße’ Männer zu diesem Behufe) seinen Ruhesitz im sonnigen Südostasien mit einer, nach meiner Beurteilung vieler solcher Paare, zumeist weitaus jüngeren Frau zu verbringen, sollte Pro und Contra gut abzuwägen verstehen. Und sich dabei auch nicht um die offensichtliche Frage herumdrücken, was wohl vergleichsweise junge Frauen an zumeist übergewichtigen, selten frisch und gesund erscheinenden Männern in ihren letzten Lebensjahren so interessant oder liebenswert finden mögen. Dass solche Arrangements auch gründlich schief gehen können, wenn kriminelle Energie hinzukommt, zeigt sich dann und wann ganz offen – wie im Fall eines getöteten 62 jährigen Geschäftsmannes und seiner 24jährigen darin verwickelten, einheimischen Ehefrau (https://t1p.de/i20lt). Verstreut trifft man noch den einen oder anderen Althippie, der mit seinen 50jährigen Dreadlocks einer Karikatur aus alten Zeiten ähnelt, und diverse Öko-Knalltüten, die sich wohl hier von ihren Anstrengungen erholen, andere daheim lehren zu wollen, ein Leben so zu führen, wie’s ihnen so vorschwebt, denn Cannabis verschiedenster Sorte wird inzwischen ganz legal verkauft sowie in diversen Cafés konsumiert.

Für Touristen und erst recht für entspannte Kosmopoliten, die mit Unannehmlichkeiten wie Korruption oder Tropenklima zurechtkommen, eine außergewöhnliche Kochkunst schätzen, die an vielen Straßenecken und Restaurants angeboten wird (nur nicht zu kleinlich auf gehobene Küchenstandards schauen), ist dies ein schönes Reiseland. Leute, die sich sportlich betätigen, gar einen Massagekurs absolvieren möchten, Yoga, Meditation betreiben oder einfach nur entspannt urlauben wollen – für all diese bieten verschiedenste Inseln und Orte auskömmliche und schöne Gelegenheiten (am besten in westlicher Richtung zum Indischen Ozean hin, entlang der Andaman-See oder ein paar Inseln im Osten, nördlich des Thailand-Golfes). Bangkok ist, neben Königspalast und Tempelarchitektur, ein ziemlicher Moloch und eher beliebt unter o.e. Sextouristen; der Norden mit Chiang Mai und Chiang Rai bietet dagegen bezaubernde (Fluss-) Landschaften. Summa summarum ist Thailand, wie schon bei Vietnam und Bali zu bemerken, vor allem ein Urlaubsland und als Lebensort für Europäer kaum zu empfehlen – bitte nicht allzuviel Vertrauen zu den Präsentationen von Youtubern oder alten Zauseln, wenn diese von ihrem Paradies in Südostasien schwärmen.




2 Kommentare zu „Thai

  1. Vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Ich finde es immer spannend von jemanden Wissenswertes zu erfahren der ganz offensichtlich auch Ahnung hat von der Materie die er beschreibt. Es ist zwar nicht meine favorisierte Gegend, aber es ist allemal sehr interessant darüber zu lesen.
    Genau auf diese Art hab ich Freunde in Texas gefunden die auch regelmäßig Artikel über die USA veröffentlichten.
    Also danke nochmals bleiben Sie gesund und schreiben Sie bitte weiter. Viele Grüße z.Zt. aus San Antonio,Tx.

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