Exkurs Thailand

Von den Menschen, die mir bislang auf meinen Reisen durch Asien (EGY, HKG, IDN, IND, ISR, JOR, JPN, KOR, LKA, MDV, MYS, PSE, SGP, THA, TUR, TWN, UAE, VNM) begegneten, erscheinen mir Thai als diejenigen, die besonders gut gelaunt, freimütig und entspannt agieren. Wie schon in Hanoi und Saigon (https://t1p.de/n6ljz) sowie anderen großen Metropolen in diesem Erdteile (Hongkong, Seoul, Taipei, Tokyo, Singapur, Kuala Lumpur u.a.m.) zu beobachten, begegnen uns auch hier junge Städter aufgeweckt, wissbegierig und klug. Ideologische Themen, die in einigen Wohlstandsinseln des Westens noch gepflegt werden, zu Ökologismus/“Klimaschutz“/“Energiewende“ oder zu modernem Feminismus/Genderismus, haben praktisch keine Bedeutung, während anderes, was erst jetzt im Westen diskutiert wird, hier schon länger zum Alltag gehört – Arbeiten ohne Zeitlimit, winzige Renten beispielsweise; kulinarisch etwa probierte ich hier schon seit vielen Jahren angebotenes wie geröstete Insekten (in westlichen Ländern laufen gerade Werbekampagnen und neue Gesetzesbestimmungen zur Nahrungsergänzung dieser), kann sie aber keinesfalls als Delikatesse weiterempfehlen, im Gegenteil (auch hier werden sie nur als proteinreicher Nachtsnack von wenigen „genossen“).

Corona-Panik? Nach meiner Beobachtung nicht (mehr?) in Thailand und nur ein paar ‚weiße‘ Dödel laufen entlang der Strandpromenaden mit ihren nutzfreien Masken; Mopedfahrer allerdings nutzen auch hier wie in vielen asiatischen Metropolen in den stark befahrenen Straßen seit jeher Masken zu ihrem Schutze vor Abgasen und Smog. Elektromobilität? Hier? Hahaha … es läuft im Prinzip wie in vielen anderen Ländern – etwas Schaumschlägerei für Gelder aus dem sog. „Klimafond“, doch in der Realität kümmern sich Privatpersonen, denen das niemand ausreichend finanziert, nicht darum.

 Das alte Siam ist ja nie von europäischen Großmächten kolonisiert worden und Thai, deren Schrift sich historisch wohl über die Khmer bis ältere indische Einflüsse herleitet, verkörpern vielleicht daher einen gewissen Stolz. Nicht nur die prunkvollen Königsbauten in Bangkok werden gern präsentiert, sondern auch antike Überreste wie das einst von burmesischen Kriegern zerstörte Königreich Ayutthaya o.a. werden archäologisch sorgsam rekonstruiert.

 Gewisse Eigentümlichkeiten (wie Trinkgelderwartungen) seien erst durch ‚weißes‘ Geschäftsgebaren hierher gelangt; alte Fischerdörfer wie Pattaya wurden zu merkwürdig aufgeblasenen Touristenorten voller Hotelburgen und Resorts mit Unterhaltungsangeboten von nichtswürdig bis angenehm. Liebenswürdigkeit der Thai kann einnehmend sein wie ihr freundlicher Schalk, wenn sie sich über westliche Eigenarten lustig machen. Ihr Lächeln sollte hier allerdings nicht immer und überall Sensibilität und Besonnenheit verschwinden machen, denn hin und wieder wird man doch mal vera*scht oder über den Tisch gezogen. Eine wichtige Regel außerdem: Spott oder scharfe Kritik am Königshaus ist tunlichst zu unterlassen.

 Deutlich erkenn ich hier – vergleichbar im benachbarten Vietnam – dass die Einheimischen Tagessonne wenig schätzen, den Müll ignorieren und Innovationen lieber einkaufen. Militärische Gewalt existiert natürlich auch oder gerade in solchen buddhistischen Ländern, wie es die lange Geschichte asiatischer Diktaturen ebenso zeigt. Geschlechter- oder Religionsapartheid, bekannt zum Teil aus arabisch/islamisch dominierten Ländern, gibt es in Thailand offenbar selten. Die ganz offen an Sprache und Habitus erkennbaren Ladyboys zum Beispiel sind hier auf vielen Bühnen des Alltags präsent. Wie mir unter Verschwiegenheit berichtet wurde, werden die einheimischen Männer im Gegensatz zu den Frauen nicht gerade für arbeitsamen Fleiß gerühmt. Von daher sollen weibliche Kinder in vielen Familien beliebter sein und, angeblich, der ein oder andere zur Einkommenssicherung dann schon mal seine Rolle als Ladyboy übernehmen.

 Überaus fruchtbare Natur, viele Sonnentage, Korallenstrände, anspruchsvolle Massagen, eine der leckersten Küchen global (mein Urteil), die Währung erscheint recht stabil, Autofahrer agieren relativ entspannt, vergleichsweise geringe Lebenshaltungskosten und manchmal umwerfende Frauen – wer wünscht sich nicht ein solch paradiesisch anmutendes Domizil für seine alten Tage? Von daher strömten schon in der Vergangenheit sehr viele Whiteys hierher und kauften sich ein in die vielen Resorts, Condominiums usw., die zu ihrem Behagen und Geschäftigkeit hier errichtet werden.

 Wie sieht aber die Realität andererseits dazu aus? Die nach wie vor militärisch dominierte Regierung agiert autokratisch, Polizisten sind als korrupt bekannt, außerhalb geschützter wie gepflegter Wohnanlagen sind Straßen oder Fußsteige kaum benutzbar für Radler oder gar Rollstuhlfahrer, saubere Strände gibt’s nicht allzu viele und Grundbesitz zu erwerben ist für Ausländer nach meinen Informationen gar nicht und selbst der Erwerb von Eigentumswohnungen nur eingeschränkt möglich. Regenzeit und Sommerschwüle erfordern stabile physische Kondition zur Akklimatisierung, die Landessprachen sind eine große Herausforderung und Englisch wird nicht von einer großen Mehrheit gesprochen – wer sich also im Alter hier niederlassen will, ist in vieler Hinsicht auf die vertrauensvolle Mitwirkung von Einheimischen angewiesen. Wer als wohlhabender Pensionär meint (ich sehe hier fast ausschließlich ‚weiße’ Männer zu diesem Behufe) seinen Ruhesitz im sonnigen Südostasien mit einer, nach meiner Beurteilung vieler solcher Paare, zumeist weitaus jüngeren Frau zu verbringen, sollte Pro&Contra gut abzuwägen verstehen. Und sich dabei auch nicht um die offensichtliche Frage herumdrücken, was wohl eine vergleichlich junge und frische Frau an einem so übergewichtig wie ungesund und verbraucht erscheinenden Manne (meine Wahrnehmung) in seinen letzten Lebensjahren so interessant und liebenswert finden mag.

 Für entspannte Kosmopoliten, die einige Unannehmlichkeiten zu akzeptieren bereit sind, eine außergewöhnliche Kochkunst schätzen, deren Protagonisten an vielen Straßenecken leckere Speisen anbieten (nur nicht zu kleinlich auf gehobene Küchenstandards schauen); Leute, die sich sportlich betätigen wollen, Yoga treiben, radeln u.a.m. (ich gönnte uns beispielsweise vor einiger Zeit schon einen professionellen Massagekurs in Phuket) – für all diese bieten verschiedenste Inseln und Orte auskömmliche und schöne Gelegenheiten (am besten in westlicher Richtung zum Indischen Ozean hin, entlang der Andaman-See oder ein paar Inseln im Osten, nördlich des Thailand-Golfes). Cannabis verschiedenster Sorte wird inzwischen ganz legal verkauft oder in diversen Cafés konsumiert; verstreut trifft man noch den einen oder anderen Hippie-Zausel, der mit seinen 50jährigen Dreadlocks einer Karikatur aus alten Zeiten ähnelt und diverse Knalltüten, wie „Klimaschützer“, die sich wohl hier von ihren Anstrengungen erholen, am anderen Ende der Welt Menschen dazu bringen zu wollen, ein Leben so zu führen, wie’s ihnen für andere so einfällt. Im Vergleiche zu Vietnam fällt auch hier eine enorm angestiegene Zahl russischer Bewohner und Geschäfte auf – Russinnen jedenfalls stehen schon zu den Thai-Bewerberinnen in den einschlägigen Vierteln in Konkurrenz … 😉

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