J. F. Kennedy: “Nothing compares to the simple pleasure of a bike ride.”
Japans Nordinsel Hokkaido ist zum Fahrradfahren sehr gut geeignet – lange, breite Straßen über flaches Land und wunderbare Fahrradstrecken. Hier hält sich, wie mancherorts auch auf der Hauptinsel Honshu, die Tradition, noch ein lautes Glöckchen am Lenker zu haben – zur Abschreckung von Bären, deren größte Spezies auf Hokkaido sehr gefährlich ist (https://t1p.de/xxi7) im Gegensatz zu den meisten Leuten, denen man im Verkehr auf der Straße begegnet.
Auf der Hauptinsel Honshu stellt sich die Lage etwas anders dar. Die Landschaft mit dem rauschenden Pazifik auf der einen Seite, das quasi immergrüne Land, die Berge und besonders der alles überragende Fuji bieten zwar in einigen Präfekturen die schönste Kulisse zum visuellen Genuss beim Radeln – wenn da nicht zwischendurch immer wieder Monstertrucks und S.U.V. auf engen Straßen an einem vorbeirauschten (so nahe, dass der Herzschlag stockt und das rechte Ohr vom Metall des riesigen Boliden brennt) oder ein Anstieg je steiler wird desto weniger Zeit man für diesen einplante. Honshus Geografie ist gekennzeichnet durch die seit Jahrmillionen andauernde Gewalt der Kontinentalplatten, die dieses bezaubernde Eiland zusammenpresst/auseinander reißt und verhältnismäßig wenig ebene Flächen oder gar endlose Weiten zum Ausradeln per Pedali bietet. Man sollte sich zum Entspannen als Freizeitradler also eine Strecke irgendwo im Strandbereich wählen, die nicht vom Winde des Pazifik und dem üblicherweise sehr feinen, vulkanisch dunklen Sand bedroht wird oder einen der wohl präparierten Radwege entlang der Flüsse für Fahrradtouren aussuchen. Japans Natur ist einfach atemberaubend und in manchen Gegenden sonnen sich ab Frühjahr Schlange oder Reptil auf dem heißen Asphalt (Vorsicht, bitte nicht überfahren 😉 ) oder der eine oder andere Bär lässt sich aus dem Dickicht blicken, wenn er sich zum sonnen auf eine Lichtung begibt, wie ich es in den sog. japanischen Alpen auf unserem Weg von Kanagawa über Yamanashi, Nagano, Toyama nach Ishikawa ans japanische Meer 日本海 erlebte (traditionelle Restaurants bieten hier auch Bären- und anderes Wildfleisch an).
Die Straßen teilt man sich für gewöhnlich mit Autos und Motorcyclern und die japanischen Fahrer sind je nach Tagesform durchaus diszipliniert – vor allem beachten sie im Gegensatz zu anderen asiatischen Ländern Ampeln und eine gewisse Grundordnung (ich persönlich kenne zum Vergleich auch den relativ geordneten Verkehr von Süd-Korea, Singapur, Taiwan oder auch Israel, doch ebenso das Straßenchaos von Sri Lanka, Thailand, Vietnam, wo das Prinzip eines motorisierten Wettstreits zu gelten scheint, in welchem derjenige verliert, der bremst, aber ich habe noch Schlimmeres von Indien und Indonesien vernommen). Ein wachsendes Problem bilden auf Japan allerdings immer ältere Autofahrer, die zwar noch von ihrer Fahrtüchtigkeit überzeugt sind, aber diese Illusion irgendwann zum Preis von viel demoliertem Blech oder Schlimmerem aufgeben müssen, da sie letztlich doch zu gefährlich für andere Verkehrsteilnehmer agieren. Es gibt inzwischen auch immer mehr breite Spuren neben der Fahrbahn abgetrennt, da Zweiräder sichtlich immer häufiger genutzt werden und zu jedem Haushalt eigentlich auch Fahrräder gehören. Hohe Luftfeuchtigkeit und die Regenzeit fordern allerdings ihren Tribut und so überfällt schon nach kurzer Zeit der Rost die nicht ganz so teuren Gebrauchsräder, die außerhalb des Hauses geparkt sind. Die hervorragender Technik aufgeschlossenen Japaner nutzen aber auch sehr hochwertige Touren- und Rennräder, die sie dementsprechend gut behandeln, pflegen und lagern. Entlang der Ortschaften und wichtiger Strecken wie Route No.1 werden gut ausgestattete Fahrradgeschäfte und -werkstätten unterhalten, in denen sowohl gutbetuchten Kunden, als auch reparaturbedürftigen Radlern hervorragend geholfen werden kann. Entgegen den gesetzlichen Bestimmungen haben die Leute in den Ortschaften meist nichts dagegen, wenn die Radfahrer sich den Bürgersteig mit ihnen teilen – anders waren meine Erfahrungen in Berlin, wo ich selbst als geruhsamer Radler manchmal dem aggressivsten Zorn frustrierter Fußgänger ausgesetzt war (von manchem Autofahrer auf der Straße nicht zu reden). Für den Geschäftsbereich in den Großstädten etabliert sich auch in Japan mancher Zustelldienst per Fahrrad (https://t1p.de/k3gq ).
In Japan sind die Leute sehr mobil, viele nutzen ein Auto (sehr viele Hybride und PS-starke SUV von Wohlhabenden, aber auch Kleinwagen aus Platz- und Steuergründen), doch noch mehr den hervorragend ausgebauten und üblicherweise reibungslos funktionierenden Nahverkehr mit Zügen, denn die ausschließlich für den Autoverkehr zugelassenen Highways sind nicht nur teuer – hier in Japan funktioniert im Gegensatz zu Deutschland das Mautsystem anstands- und unterschiedslos – sondern auch zu den Stoßzeiten am Morgen und abends, wenn viele Transporter und Pendler unterwegs sind und besonders an den freien Tagen zu Sakura, Golden und Silver Week, vom Stau bedroht. Das Fahrrad in den o.e. Zügen mitzunehmen ist nur möglich, wenn es auseinandergenommen in einer entsprechend großen Tasche verstaut ist und der Zug nicht so voll ist, dass man andere Leute mit solch sperrigem Gepäck behelligt. Zwar finden sich in größeren Orten auch Leihräder, doch für längere Strecken sind diese, auch aufgrund ihrer standardisiert klobigen Bauweise, wenig geeignet. Es ist also auf Honshu eher so, dass die Radler (wie auch die Surfer) mit dem Auto dahin fahren, wo sie weiterer Lust frönen können. Zahlreiche Gasthäuser mit allen möglichen Ablenkungen und Leckereien in schöner Vielfalt – die Japaner haben eine unvergleichlich facettenreiche Welt an kulinarischem und anderem Genuss entwickelt – bieten ausreichend Stellplätze und spezielle Rahmen zum Einhängen der Räder und es gibt sogar in den Ortschaften große Parkhäuser für Fahrräder nicht weit weg von den Bahnstationen. In den Städten sollten die Fahrräder übrigens nicht wahllos irgendwo abgestellt werden, denn freie Plätze sind so rar wie teuer und wie für die Automobile (wer in Japan ein Auto anmeldet, muss gewöhnlich auch einen Parkplatz dafür ausweisen können!) gibt es auch für Fahrräder extra Park- und Abstellplätze.
Angenehmes Klima (außerhalb der Regen- und Taifunzeit), eine faszinierend schöne Natur sowie eine gut ausgebaute Infrastruktur machen das Fahrradfahren in Japan also gewöhnlich zu einem sehr angenehmen Zeitvertreib und mit genügend Anstrengung bringt einen das Zweirad an die meisten Ziele.









































… Nachtrag zu „Ein wachsendes Problem bilden auf Japan allerdings immer ältere Autofahrer, die zwar noch von ihrer Fahrtüchtigkeit überzeugt sind, aber diese Illusion irgendwann zum Preis von viel demoliertem Blech oder Schlimmerem aufgeben müssen, da sie letztlich doch zu gefährlich für andere Verkehrsteilnehmer agieren.“
Jetzt, nach Jahren des Farradfahrens, erwischte mich genau das, was ich vor 1 1/2 Jahren oben schrieb. Ich fahre also schnell, doch locker entspannt über meine grüne Ampel (die Japaner nutzen zwar rot zum Stop, doch für grün ein Licht, das bläulich schimmert und sie nennen es auch blau/aoi 青い) auf dem Seitenstreifen. Da biegt ohne zu stoppen, ein älterer Herr auf dem Weg zu seinem Golf-Course mit seinem geräumigen Typ Sedan ein und ich krache nicht direkt über seine Motorhaube, da ich instinktiv Vollbremsung/Ausweichmanöver hinbekomme, doch wie ein Stuntman steige ich quasi über den Lenker ab und bremse mit meiner rechten Körper-/Kopfhälfte auf dem Asphalt. Nun ja, so ist das Leben manchmal und die Leute der örtlichen Polizei, die alles aufnahmen, zeigten sich mir gegenüber sehr professionell, gründlich und fair. Die Versicherung wird die Schäden und ärztliche Behandlungskosten (hier wird bei Arztbesuchen immer eine Rechnung fällig, doch z.B. im Vergleich zu U.S.A. durchaus moderat) übernehmen und mir bleibt nur die Warnung meiner Frau im Ohr „Never trust older Japanese car drivers!“ …








Ein Kommentar zu „Japan. Radfahren/Cycling – サイクリング“